Was ist Selbsthilfe? Um es unverblümt zu sagen: Selbsthilfe ist etwas für Kranke von Kranken. Man kann das auch etwas gefälliger ausdrücken: "Gesundheitsbezogene Selbsthilfe ist charakterisiert durch ihre Betroffenenkompetenz bei Menschen mit einer chronischen Erkrankung ... im Vordergrund steht die gegenseitige Hilfe und Unterstützung in Gruppen" (* Quelle: Leitfaden zur Selbsthilfeförderung). Und Selbsthilfe im Sinn der Krankenkassen hat nichts mit Vorbeugung zu tun: "...Maßnahmen, die den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern sollen und u.a. auf eine Ressourcenstärkung bei nicht betroffenen Menschen abzielen, sind nicht förderfähig"*. Also die, die schon betroffen sind, sollen sich und anderen helfen. Das ist nicht ganz leicht ...

Gemeinsamkeiten der Selbsthilfe

Selbsthilfe, so beschreiben es die Regelungen, ist eine Aktivität in Gruppen. Selbsthilfegruppen haben je nach Krankheitsbild unterschiedliche Ausprägungen und für die Einzelnen unterschiedliche Bedeutung. Es gibt jedoch Gemeinsamkeiten über die Gruppen hinweg:

  • Austausch von Erfahrungen: Probleme werden in der Gruppe angesprochen, dadurch fühlen sich die Mitglieder geborgener und neue Erkenntnisse werden gewonnen. Jeder kann an den Sorgen anderer Anteil nehmen, jeder ist auch Vorbild für den Umgang mit den Problemen.

  • Persönliches Wachstum: Die Gruppe verfügt über unterschiedliche Möglichkeiten, mit Schwierigkeiten und Problemen umzugehen. Das Miteinander in der Gruppe ist auch ein Prozess der Selbstentwicklung. Man gewinnt Einsichten in Zusammenhänge seiner Probleme und entwickelt neue Wege für das eigene Leben. Durch den bewussten Umgang miteinander können alle selbst- und Problem-bewusster werden und die gewonnene Sicherheit auf den persönlichen Alltag übertragen.

  • Kontakte: Durch die Regelmäßigkeit der Treffen kann Isolation und Einsamkeit aufgehoben werden und es entsteht ein stützender Zusammenhalt, der Mut macht zu neuen Aktivitäten und verändertem Verhalten. Oftmals entwickeln sich auch sehr persönliche Beziehungen.

  • Gemeinsames Handeln: Eine Gruppe kann ihre Interessen besser durchsetzen und verfolgen als der Einzelne – Gemeinsamkeit macht stark.

  • Und was die Osteoporose-Gruppen anbelangt: auch das gemeinsame, regelmäßige Training ist ein wesentlicher Faktor. Viele Betroffne treffen sich hauptsächlich, um über Gymnastik und Sport eine Besserung des Krankheitsbildes zu erzielen. Und: Keine Therapie ohne Training, ohne Therapie keine Besserung ...

Was ist eine Selbsthilfegruppe?

Eine (förderungswürdige) Selbsthilfegruppe ist ein freie Verbindung von Menschen, deren Ziele und Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung eines bestimmten Krankheitsbildes richtet oder auf die Bewältigung von krankheitsbedingten schwierigen Lebenssituationen, Behinderungen oder Problemen. Es geht vor allem darum, in regelmäßigen Treffen die eigenen Erfahrungen mit denen anderer auszutauschen, um die persönliche Situation im Umgang mit der Krankheit zu verbessern.

Merkmale einer Selbsthilfegruppe

  • Freiwilligkeit: Um gemeinsame Ziele zu verfolgen, schließen sich Menschen sich aus eigener Initiative zusammen.

  • Leitung und Gleichberechtigung: Die Mitglieder sind gleichgestellt. Die Gruppe entscheidet gemeinsam über die Leitung und wählt einen Gruppenleiter aus der Runde. Selbsthilfegruppen werden nicht von professionellen Helfern (z. B. Ärzten, Therapeuten, anderen Gesundheits- oder Sozialberufen) geleitet.

  • Selbstbetroffenheit: Gegenseitige Unterstützung prägt die Arbeit in der Gruppe und die Betroffenheit des Einzelnen ist die Basis gemeinsamer Anregungen und Aktivitäten – sei es Hilfe, Verständnis, Beratung oder Austausch. Alle Mitglieder können für die anderen Gesprächspartner sein, weil sie die Situation aus dem persönlichen Erleben her kennen.

  • Erfahrungswissen: Betroffene sind Experten in eigener Sache. Die Arbeit von Gruppen basiert auf dem Austausch von Erfahrungen der Gruppen-Mitglieder. Das Zusammenspiel von unterschiedlichen Erlebnissen, persönlichen Erkenntnissen und erlebtem Wissen bezeichnet die besondere Kompetenz von Selbsthilfegruppen. Die Arbeit in der Gruppe ist geprägt von gegenseitigem Erfahrungsaustausch.

  • Selbstverantwortung und Selbstbestimmung: Über die Arbeitsweise und Zielsetzung der Gruppe wird gemeinsam und selbstverantwortlich entschieden – hier sind alle Mitglieder in ihren Möglichkeiten zur Gestaltung gefordert. Die Mitglieder bestimmen über ihr Handeln und darüber, was sie von sich in die Gruppe tragen wollen.

  • Vertraulichkeit: Eine Pflicht zur Verschwiegenheit gilt meist als selbstverständlich - Inhalte aus den Gesprächen und Treffen werden nicht an Außenstehende weitergetragen.

 

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