Was ist eine Orthese?
Eine Orthese ist ein Hilfsmittel aus dem Bereich der Medizintechnik, das zur Stabilisierung, Entlastung oder Richtigstellung von Gliedmaßen oder des Oberkörpers (Rumpf bestehend aus Brustkorb, Bauch, Rücken und Becken) eingesetzt wird. Uns interessieren an dieser Stelle die Rücken-Orthesen, wie sie bei ausgeprägten Formen der Osteoporose zum Einsatz kommen (aber auch z.B. bei Skoliose, Kyphose, Morbus Scheuermann).
Aktive und passive Rücken-Orthesen
Unterschieden werden passive und aktive Rücken-Orthesen. Eine passive Orthese ist vergleichbar zu einem Stützkorsett, welches vorrangig die Aufgabe der Entlastung hat. Aktive Orthesen sollen neben der Unterstützung darüber hinaus zur aktiven Korrektur beitragen und zur Richtigstellung animieren - sie helfen, Sicherheit und Halt zu geben, wenn Wirbelbrüche oder Schmerzen die Bewegung im Alltag zum beschwerlichen Akt machen. Orthesen geben nicht nur Halt, sondern richten auch auf und stärken die Muskulatur.
Einsatz bei Kompressionsfrakturen wie auch bei chronischen Rückenschmerzen
Ein Einsatz erfolgt häufig nach Osteoporose-bedingten Kompressionsfrakturen der Wirbel / Wirbelkörper wie auch bei chronischen Rückenschmerzen. Etwa die Hälfte derjenigen mit Wirbelkompressionen leiden unter Rückenschmerzen und sind dadurch im Alltag häufig eingeschränkt. Zur Behandlung dieser oft über Jahre chronisch kranken Patienten sind wiederherstellende und vorbeugende Maßnahmen erforderlich.
Die Ziele: Schmerzreduktion, Verbesserung der Lebensqualität und Frakturprävention – hier liegt der Einsatzbereich moderner Rücken-Orthesen. Der Zweck dieser spinalen Orthesen ist meist die Mobilitätseinschränkung in betroffenen Abschnitten der Wirbelsäule bei gleichzeitigem Training der stützenden und haltenden Muskulatur, auch soll eine Schmerzlinderung erreicht werden. Der Beitrag zum Therapie-Erfolg: sie stützen, entlasten und mobilisieren. Ihr Arzt kann Ihnen eine solches Stützmieder als Ergänzung der Therapie verordnen.
Wie wirkt eine Rücken-Orthese?
Moderne Orthesen bieten auch eine Art Training für Ihre Rücken- und Bauchmuskulatur: Jedes Mal, wenn Sie in eine Fehlhaltung verfallen, werden Sie wieder an die richtige Haltung erinnert. Es kommt, quasi als Reflex (Biofeedback), zur natürlichen Aufrichtung Ihres Oberkörpers und die Krümmung Ihrer Wirbelsäule (Rundrücken, der sogenannte Witwenbuckel) nimmt ab. Und kräftigere Muskeln bewirken einen Rückgang der Schmerzen, wie auch die aufrechtere Haltung des Oberkörpers das Durchatmen erleichtert. Die Zunahme der Muskelkraft fördern eine bessere Statik, ein sinkendes Sturzrisiko und letztendlich eine, aus all diesen Faktoren resultierende, bessere Lebensqualität.
Worauf sollte man beim Kauf achten?
Es gibt verschiedene Varianten von Rücken-Orthesen: solche, die Sie über der Kleidung tragen und mit wenigen Handgriffen an- oder ablegen können, und solche, die Sie unauffällig unter der Kleidung tragen können. Unabhängig davon, für welche Variante Sie sich entscheiden: Ein solches Stützmieder sollte individuell auf Ihre Bedürfnisse ausgerichtet werden, am besten im Sanitätshaus - fachgerecht angepasst wird sie Ihnen schon beim ersten Tragen ein angenehmes Gefühl der Stabilität verleihen und Ihnen Tag für Tag mehr Sicherheit geben. Die ersten Erfolge zeigen sich oftmals schon nach wenigen Wochen und dann kann die Rückenschiene erneut an Ihre Wirbelsäule angepasst werden. Wichtig bei der Produktwahl: Wirbelsäulen-aufrichtende Orthese, keine nur zur Ruhigstellung.
Tipps zum Tragen
Am besten kann die Orthese ihre Wirkung entfalten, wenn Sie körperlich aktiv sind, z.B. bei Spaziergängen oder bei leichten Haus- und Gartenarbeiten. Rücken-Orthesen sind meist nicht zum Tragen im Liegen bestimmt - bei längeren Ruhepausen, im Sitzen oder Liegen können Sie sie ablegen.
Gerade zu Beginn kommt es, durch den gewünschten Trainingseffekt der Muskelkräftigung, bei längerem Tragen zu leichten bis mittleren Muskel-schmerzen (Muskelkater). Wie bei sportlichen Betätigungen nehmen diese Muskelschmerzen mit zunehmender Kraft ab und verschwinden bei täglichem, mehrstündigem Tragen schließlich ganz. Sehen Sie im Muskelkater deshalb ein positives Zeichen. Um den Muskelkater so gering wie möglich zu halten, sollten Sie die Orthese einschleichend tragen: jeden Tag etwas länger anziehen und die Muskulatur schonend trainieren. Und: Beim Tragen gewöhnt man sich an den Halt und neigt dazu zu vergessen, dass man selbst aktiv werden muss. Also beginnen Sie mit Bewegungstraining und Gymnastik und üben Sie täglich, um die Rückenmuskulatur ausreichend zu stärken.
Fazit
Nach Osteoporose-bedingten Kompressionsfrakturen der Wirbel können sowohl in der akuten Phase als auch bei chronischen Rückenschmerzen Orthesen sinnvoll eingesetzt werden. Die Erhaltung der Mobilität bei gleichzeitig guter Schmerzkontrolle trägt zu hoher Lebensqualität bei und ist ein wichtiges Ziel in der Behandlung. Im Vordergrund der Wirkung stehen Schmerzlinderung, eine Verringerung des Kyphosewinkels (Rundrücken) und ein reduziertes Sturzrisiko.