Von Osteoklasten und Osteoblasten
Definition: Knochenumbau - bone remodeling - ist ein fortwährender Prozess bei dem Knochengewebe abgebaut (Osteoklasten) und neu gebildet (Osteoblasten) wird. Bei einer Osteoporose ist dieser Vorgang gestört, der Prozess ist nicht mehr im Gleichgewicht.
Der » Knochenumbau (engl. bone remodeling) ist ein kontinuierlich und ununterbrochen ablaufender Prozess, in dessen Verlauf altes Knochengewebe von Osteoklasten (den Knochen-Abbau-Zellen) abgetragen wird und parallel dazu Knochensubstanz von Osteoblasten (den Aufbau-Zellen) neu gebildet wird. Vereinfacht: aus alt mach' neu.
Zwei Zelltypen spielen dabei die Hauptrolle:
- Osteoblasten → Aufbau-Zellen
- Osteoklasten → Abbau-Zellen
Knochen sind, obwohl sie so starr und statisch erscheinen, keine leblose Substanz, sie sind aktiv lebendes Gewebe. Und sie passen sich permanent an Veränderungen der äußeren Bedingungen an. Dieses Anpassen an die 'Veränderungen der äußeren Bedingungen' klingt weniger abstrakt, wenn wir uns den Knochen, wie auch unseren gesamten Körper, als sehr ökonomisch arbeitendes System vorstellen. Die äußeren Bedingungen sind dabei Aufgaben, die der Körper zu erledigen hat - im Fall der Knochen ist dies die Bereitstellung einer gewissen Stabilität. Quasi, was wir von den Knochen an Halt und Stabilität abverlangen, wenn wir arbeiten oder wenn wir uns bewegen.
Wird der Knochen belastet, baut er sich auf -
wird er nicht belastet, baut er sich ab.
Immer wieder wird betont wie wichtig Bewegung ist. Aber eben nicht nur bei Osteoporose, sondern grundsätzlich. Während die Bewegung eher auf eine Vitalität der Muskulatur abzielt, ist es beim Knochen die Belastung - die Kraft, die auf den Knochen aufgreift. Knochen müssen belastet werden (» Wolff'sches Gesetz und Belastung stärkt). Werden sie nicht belastet, wird der Knochen im Rahmen des Knochenumbaus abgebaut. Was nicht gebraucht wird, wird abgebaut. Und dieser Umbau ist beachtlich.
Knochenumbau und Reparaturmechanismus
Der Knochenumbau ist ein kontinuierlich stattfindender Vorgang. Und auch ein Prozess, der letztendlich noch nicht genau bis ins letzte Detail geklärt ist. Der Knochenumbau wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen, Vitaminen und Mineralstoffen in Verbindung mit Bewegung und körperlicher Aktivität gesteuert. Wenn es an belastenden und kräftigenden Impulsen durch Bewegung oder gesunder Ernährung mangelt, leidet die Entwicklung der Knochenstruktur.
Die Medizin geht davon aus, dass pro Jahr beispielsweise vom kortikalen Knochen etwa 3 % und vom trabekulären Knochen etwa ein Viertel umgebaut werden. Da die Vorgänge ineinander verwoben sind, kann man schätzen, dass ein kompletter Umbau der gesamten menschlichen Knochensubstanz etwa zehn Jahre umfasst.
Warum spricht man dabei auch von Reparaturmechanismus? Wie anderes Gewebe auch, wie z.B. auch unsere Haut, die sich ständig erneuert, bedarf der Knochen neuer Substanz. Dieser Umbau meint den Tausch alt gegen neu - das gilt auch für den Knochen, auch bei Osteoporose. Im Verlauf wird aber auch gleichzeitig darauf geachtet, dass nicht nur umgebaut sondern auch repariert wird. Es werden Defekte beseitigt.
Die » Mikrofrakturen der Trabekel innerhalb der » Knochenstruktur werden repariert und der Neuaufbau erfolgt entsprechend der Anforderungen an den Knochen. Diese Anforderungen werden u.a. auch vorgegeben durch die auf den Knochen aufgreifenden Kräfte - bei höherer Belastung verstärkt sich der Knochen, bei geringerer Belastung passt er sich an, wird schwächer und stellt weniger Stabilität zur Verfügung. Dieser Prozess läuft sehr langsam, aber er funktioniert - er dauert Monate und Jahre. Nichtsdestoweniger baut der Knochen (auch im Alter und auch bei Osteoporose) Substanz auf, wenn er belastet wird.
Ein Bild vom Knochenumbau
Die Knochenzellen
Die Silbe 'osteo' stammt aus dem Griechischen und steht für Knochen, daher auch der Begriff der Osteoporose für den Knochenschwund. Aber auch die Bezeichnung der Auf- und Abbau-Zellen unserer Knochen bedient sich des griechisch-sprachlichen Ursprungs:
- Osteoblasten, so werden die Knochen-Aufbau-Zellen genannt
- Osteoklasten, ihre Gegenspieler, sind die Abbau-Zellen
Die Osteoblasten produzieren die Knochenmatrix, das Knochengewebe. Die Osteoklasten sind spezialisiert auf den Abbau der Knochensubstanz. Nun gibt es dabei nicht gut und schlecht, denn beide, Osteoblasten und Osteoklasten, gehören zusammen und arbeiten gemeinsam am Knochen. Osteoblasten werden vorzugsweise nur da etwas Neues aufbauen, wo vorher die Osteoklasten nicht mehr benötigtes Gewebe entfernt haben.
Hinzu kommt noch ein dritter Zelltyp, die Osteozyten. Vermutlich steuern Osteozyten die Umformung des Knochens entsprechend der äußeren Druckbelastung - sie dienen gewissermaßen auch als Wegweiser beim Knochenumbau, indem sie bei mechanischer Belastung (siehe oben 'äußere Bedingungen') Informationen in biochemische Signale umwandeln. Man kann auch sagen: Osteozyten geben unter anderem auch die Richtung vor.
Bone remodeling und Therapie
Die beiden Begriffe antiresorptiv oder osteoanabol werden Ihnen immer wieder begegnen, wenn Sie Texte zur Therapie einer Osteoporose lesen. Auch wir kommen nicht ganz ohne aus und es ist sinnvoll diese unterschiedliche Wirkung zu verstehen. Lassen Sie uns dies kurz eindeutschen:
Osteoanabol steht für Knochenaufbau unterstützend. Der Begriff osteoanabol leitet sich vom griechischen ostéon ab, zu Deutsch den Knochen betreffend und anabol‚ den Aufbau des Stoffwechsels betreffend oder den Aufbau in einem Organismus steigernd. Unter einer osteoanabolen Therapie versteht man Maßnahmen (Medikamente), die über eine Aktivierung der Knochenaufbauzellen den Aufbau von neuem Knochengewebe unterstützen: Die Knochenaufbauzellen - die Osteoblasten - werden in ihrer Aktivität unterstützt.
Antiresorptiv steht für Knochenabbau hemmend. Unter einer antiresorptiven Therapie versteht man Maßnahmen (Medikamente), die über eine Hemmung oder Blockade der Knochenfresszellen den systemischen und lokalen Knochenabbau reduzieren: Die Knochenfresszellen - die Osteoklasten - werden in ihrer Aktivität reduziert.
Und genau diese beiden therapeutischen Vorgehensweisen, der antiresorptive oder der osteoanabole Ansatz, beschreiben auch die zwei wichtigsten Formen der (medikamentösen) Therapie, wenn auf das bone remodeling Einfluss genommen werden soll. Es kann auf der einen Seite die Aktivität des Aufbaus unterstützen oder auf der anderen Seite den Abbau reduzieren.
Die Festigkeit des Knochens resultiert allerdings nicht nur aus der Mineraldichte (Knochendichte), sondern auch aus der strukturellen Qualität der Knochen. Bei deutlicher Unterdrückung des Knochenumbaus kann es zu einer verlängerten neuen Mineralisierung kommen und in Folge zu einer unzureichenden Reparatur von » Mikrofrakturen.
Dies kann auf lange Sicht die Knochenbrüchigkeit sogar wieder erhöhen. Oder anders herum: von der verbesserten Knochen-Mikroarchitektur profitieren Patienten fortgeschrittenem Strukturverlust der Knochen. Und das ist zumeist bei Osteoporose der Fall. Vor diesem Hintergrund ist immer auf das Gleichgewicht zu achten - nicht nur beim Knochen, sondern auch bei der Therapie.
Knochenumbau - bone remodeling
Zusmmenfassung: Knochenumbau und Reparaturmechanismen werden bestimmt durch
- Austausch der Knochensubstanz - alte gegen neu
- Anpassung an einwirkende Kräfte und Ausbildung von Knochenbälkchen, die den Hauptrichtungen der auftretenden » Belastungen folgen
- Reparatur von schadhaften Stellen und Mikrofrakturen
Und bei Osteoporose?
- Der Knochen ist geschwächt, eine reduzierte Knochendichte ist die Ursache
- Die Reparaturmechanismen funktionieren nicht mehr so gut
Der Knochenumbau (bone remodeling) ist ein kontinuierlich ablaufender Prozess: Knochengewebe wird abgebaut (Osteoklasten - Knochenabbau) und neu gebildet (Osteoblasten - Knochenaufbau). Dieser Umbau sorgt für die Vitalität des Gewebes und Stabilität der Knochen.