Vitamin D: das Sonnenschein-Vitamin
Im Gegensatz zu allen anderen Vitaminen, die der Mensch über die Nahrung zu sich nimmt, kann unser Körper Vitamin D selbst bilden. Es entsteht in unserer Haut, wenn wir sie – wohldosiert – der Sonne aussetzen. Entscheidend ist also der Einfluss von Sonnenlicht. Weil sich heute jedoch kaum noch jemand regelmäßig im Freien aufhält, leiden immer mehr Menschen unter einem Mangel. In Deutschland weisen rund 80 % der Bevölkerung einen zu niedrigen Vitamin-Spiegel im Blut auf und profitieren nicht von der natürlichen Gesundheitsquelle.
Im Körper ist dieses Vitamin mit lebenswichtiger Funktion an der Regulierung des Kalzium- und Phosphatspiegels beteiligt und sorgt dafür, dass Kalzium aus der Nahrung gut aufgenommen und in den Knochen eingebaut werden kann.
Auch die Muskulatur profitiert: unterstützt wird die Muskelleistung und die Koordinationsfähigkeit wird verbessert sowie die – für die Reflexe notwendige – Schnellkraft. Wenn es gilt, Stürze zu vermeiden und somit Bruchrisiken zu reduzieren, dann ist die gesonderte Einnahme dieses Mirkonährstoffes ab der Lebensmitte sinnvoll. Und bei Osteoporose unerlässlich.
Calciol, Cholecalciferol, Calciferol oder D3?
Warum sagt man auch Calciol, Cholecalciferol, Calciferol oder D3? Viele Namen meinen (fast) das Gleiche: Vitamin D ist eigentlich gar kein Vitamin, sondern ein Hormon bzw. Prohormon und kann bei ausreichend Sonnenlicht in der Haut unseres Körpers in hohen Mengen synthetisiert werden. Wir wollen aber der Einfachheit halber hier bei dem Begriff Vitamin bleiben, auch da es sich so eingebürgert hat. Vitamin D3 ist die genauere Bezeichnung, Calciol, Cholecalciferol oder Calciferol der wissenschatliche Name. Da es verscheidene Formen dieses Prohormons gibt, wurde eine Nummerierung eingeführt, hier also die Stufe 3, daher der name D3. Weil wir es nicht zu kompliziert machen wollen, bleiben wir bei der einfachen Bezeichung Vitamin D.
Vitamin D: Wichtig für die Knochen und mehr...
Vereinfacht gesagt ist an Mangel gravierende Folgen: Bei einem Mangel an Vitamin-D stellt sich nach kurzer Zeit auch ein Mangel an » Calcium ein, da ohne Vitamin-D nicht mehr genügend Calcium aus der Nahrung aufgenommen werden kann. Diesen Mangel versucht der Körper auszugleichen, indem Calcium aus den Knochen herausgelöst wird – die Knochen werden so demineralisiert. Daher ist Vitamin D für den Knochenaufbau wichtig.
Vitamin D hat sich in den letzten Jahren als wissenschaftlich gesichertes Doppeltalent in der Fraktur- und Sturzprävention älterer Personen etabliert, es wirkt auf den Kalzium-Stoffwechsel und stärkt damit die Knochen, es hat einen direkten Effekt auf die Muskulatur und reduziert damit das Sturzrisiko. Weiter scheinen diverse altersassoziierte chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme und Infarkte positiv beeinflusst zu werden, so Frau Prof. Dr. Heike Bischoff-Ferrari. Zusammenfassende Ergebnisse von Übersichtsstudien zeigen, dass ältere Menschen, die täglich 700 bis 1000 IE einnehmen, sicherer gehen, seltener stürzen und weniger Knochenbrüche erleiden.[2]
Lange Zeit galt das medizinische Interesse vorwiegend der Regulation des Knochen-Stoffwechsels: nämlich den Mineralstoff Kalzium aus den Nahrungsbestandteilen im Darm aufnehmen und in den Knochen einlagern. Auch wenn das nach wie vor gültig ist, hat die Medizin einen wesentlichen Aspekt hinzugelernt:
Vitamin D beeinflusst den Stoffwechsel der Zellen
Vitamin D ist in nahezu allen Zellen unseres Körpers aktiv und beeinflusst den Zellstoffwechsel. Vitamin D ist lebenslang für den Aufbau und den Erhalt der Knochen entscheidend und übt mehrere Schlüsselfunktionen aus, die besonders auch bei Osteoporose zu berücksichtigen sind:
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unterstützt die Kalziumabsorption
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reguliert den Parathormon-Spiegel
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unterstützt das Remodeling der Knochen (Erneuerung und Mineralisierung)
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übt anregenden Effekt auf die Muskulatur aus
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verbessert die Kraft und die körperliche Funktionsfähigkeit, erhöht die Knochenmineraldichte und reduziert das Sturz- und Frakturrisiko um etwa 20 Prozent.[3]
Vitamin-D-Quelle Sonnenlicht
Die wichtigste Quelle ist das Sonnenlicht auf unserer Haut. Nur muss die Sonne auch scheinen und wir müssen sie an unsere Haut heranlassen. Dann, und nur dann kann unsere Haut Vitamin D bilden. Aber:
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Nirgendwo in Europa erhält man von November bis Februar ein ausreichendes Maß an UVB-Strahlung, dem für die Vitamin-D-Bildung wichtigen Teil des Sonnenlichts. Während dieser Monate und unabhängig vom Alter ermöglicht die Sonneneinstrahlung lediglich eine minimale Produktion in der Haut.
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Die Vitaminproduktion in der Haut nimmt mit dem Alter ab. Die Haut eines älteren Menschen kann im Vergleich zu einem Jugendlichen nur noch etwa 25 Prozent der Menge produzieren.
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Senioren tendieren dazu, direkte Sonneneinstrahlung zu meiden.
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Das Verwenden von Sonnenschutzmitteln reduziert, unabhängig vom Alter, die Produktion.
Den meisten Menschen ist der gesundheitliche Wert der Sonnenstrahlen zu wenig bewusst. Wie auch, wenn Hautärzte und Medien ständig auf die damit verbundenen Gefahren verweisen (z.B. Hautkrebs). Sonnenlicht in wohldosierten Mengen ist sinnvoll und unverzichtbar, da es den Vitamin-Spiegel und damit unsere Vitalität auf einem hohen Niveau hält. Ideal wären täglich 20-30 Minuten Sonne auf Gesicht, Armen und Beinen.
Was hat Vitamin D? Vitamin D in der Nahrung.
Natürliche Nahrungsquellen sind begrenzt. Größere Mengen kommen nur in fetthaltigem Fisch vor - wie z.B. in Lachs, Aal, Makrele oder Hering. Dabei ist auch entscheidend, woher der Fisch stammt - so liefert beispielsweise gezüchteter Lachs deutlich weniger Vitamin D als Wildlachs.
Und was die erforderliche Menge betrifft: wir müssten täglich eine große Portion (ca. 400 g) fetthaltigen Fisch essen, um die empfohlene Vitamindosis aufzunehmen. Alternativ gingen auch mehrere Kilogramm Schweinefleisch, 16 bis 20 Eier oder 20 Liter Vollmilch. Also, mit der Nahrung ist ein guter Vitamin-D-Spiegel praktisch nicht zu erzielen.
Das Vorkommen in Lebensmitteln ist insgesamt sehr niedrig, in den meisten pflanzlichen Lebensmitteln so gut wie nicht vorhanden.
Lebensmittel | Vitamin D (µg 100 g) |
Hering | 7,80 - 25,00 |
Lachs | 16,0 |
Hühnereigelb | 5,6 |
Makrele | 4,0 |
Hühnerei, gesamt | 2,9 |
Pfifferlinge | 2,1 |
Champignons | 1,9 |
Rinderleber | 1,7 |
Gouda (45% F.i.Tr.) | 1,3 |
Butter | 1,2 |
Kalbsleber | 0,3 |
Vitamin D Empfehlung
Da die meisten Menschen in Mitteleuropa nicht über die Möglichkeit zur ausreichenden Sonnenexposition verfügen und da das Vorkommen in Lebensmitteln insgesamt sehr niedrig ist, lauten die Empfehlungen ganz klar: Zufuhr mittels Nahrungsergänzung.
Die IOF (International Osteoporosis Foundation) empfiehlt in ihrer Stellungnahme von 2010, die zur optimalen Sturz- und Frakturreduktion verfasst wurde, angesichts der weiten Verbreitung des Vitamin-Mangels 800-1.000 Einheiten für Erwachsene, die 60 Jahre und älter sind. Auch die Osteoporose-Leitlinie des DVO empfiehlt eine Einnahme von 800 bis 1000 IE pro Tag.
Aber, was nicht unerwähnt bleiben soll: Viele Experten raten zu höherer Dosierung, weil sie Vitamin D für sehr wichtig halten.
Vitamin D und Osteoporose
Warum wird Cholecalciferol / D3 zur Therapie der Osteoporose eingesetzt? Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Osteoporose-Basistherapie. Eine adjuvante (begleitende) Gabe wird auch bei einer Behandlung mit spezifischen Osteoporose-Therapeutika empfohlen.
Studiendaten lassen vermuten, dass durch eine ausreichende Versorgung das Frakturrisiko durchschnittlich um bis zu 20%, an der Hüfte, am Handgelenk, Unterarm und Wirbeln sogar um bis zu 30% reduziert werden kann. Dennoch erhielt – nach den Ergebnissen einer Umfrage – derzeit weniger als jeder fünfte in Europa lebende Patient mit Osteoporose eine Ergänzung an Cholecalciferol / D3.
Zur Vorbeugung – wie hoch sollte man dosieren? Nach den derzeitigen Empfehlungen sollten täglich mindestens 400 bis 1000 IE zugeführt werden. Eine Ergänzung mit Cholecalciferol / D3 ist außerdem fixer Bestandteil jeder Osteoporose-Therapie.
Wird der Körper nicht ausreichend versorgt, kommt es zu Störungen im Zellstoffwechsel und die Organe arbeiten nur eingeschränkt. (Vgl. » Prof. Dr. Jörg Spitz, Superhormon Vitamin D)