Selbsthilfe = "hilf dir selbst"

Verband klingt gerne nach Verbündeten, die machtvolle Ziele anstreben. Wenn von einem Verband die Rede ist, denkt man an die Verbände, die aus den Medien bekannt sind - die großen und einflussreichen, wie die Gewerkschaften, den Arbeitgeberverband oder den Bankenverband. Und von da ist die geistige Brücke schnell zu Einfluss, Lobbyarbeit und reichlich fließenden Geldern geschlagen. Hier wollen wir mit Vorurteilen aufräumen – wir sind ein Verband, der für wenig Lohn viel Arbeit verrichtet. Allgemein bei der Selbsthilfe, wie auch bei uns, können wir eine einfache Gleichung aufstellen: Selbsthilfe = "hilf dir selbst".

Was ist Selbsthilfe wert?

Was die Mittel und die Förderung anbelangt, wird auch dies im Sozialgesetzbuch zum Thema Selbsthilfe beschrieben: "Die Ausgaben der Krankenkassen und ihrer Verbände für die Wahrnehmung der Aufgaben ... sollen insgesamt im Jahr ... für jeden ihrer Versicherten einen Betrag von 0,55 Euro umfassen." Und: "...sie sind in den Folgejahren anzupassen" (* Ouelle: Neufassung des § 20 c SGB V, 2006).

Selbsthilfe hat den Wert einer Briefmarke. Nein, es ist kein Tippfehler: 55 Cent pro Jahr und Mitglied, waren es in 2006. Soviel soll eine Krankenkasse analog zu ihrer Mitgliederzahl zur Förderung bereit stellen. Aktuell in 2017 sind es 1,08 Euro (Quelle » Nakos). Nun sind zwar alle bei uns krankenversichert, aber nicht alle Versicherten in der Selbsthilfe - ergo verbleibt etwas mehr für die Selbsthilfe. Vielleicht das 3-fache? Das entspricht dann etwa zwei Liter Benzin an einer teuren Tankstelle.

Sie können sich leicht ausrechnen, was sie als Verband mit 10.000 Mitgliedern vollbringen können, wenn ihr Budget im Monat bei 2.000 Euro liegt. Davon müssen die alle Mitglieder verwaltet und die Leistungen bei den Gruppen abgerechnet werden, die Mitarbeiter bezahlt werden, die Miete fürs Büro, der Strom und die Heizung, das Telefon, der Computer, das Porto für die Briefe an die Gruppen, das Auto, mit dem sie zur Beratung fahren und so weiter. Alles. Das ist die gesetzlich zugesicherte Basis, auf der wir verlässlich arbeiten können. Aber weit kommen wir damit nicht - daher brauchen wir zahlende Mitglieder.

Nicht einmal 2 Euro pro Jahr und Mitglied - Förderung tut Not

Natürlich dürfen wir als Verband um Budgetergänzungen bitten und Zuschüsse bei den Krankenkassen beantragen – was wir auch tun. Und die Kassen entsprechen dem nach Möglichkeit. Grundsätzlich kommen die Mittel zur pauschalen Förderung aus einem Budget-Topf, an dem sich alle Krankenkassen gemeinsamen beteiligen, dies ist die Gemeinschafts-Förderung. Ein Budget-Topf für alle Selbsthilfe-Verbände in Deutschland - Sie können sich vorstellen, was für den einzelnen Verband dabei herauskommt... Auch dies ist ein Grund, warum wir zahlende Mitglieder brauchen.

Selbstverständlich gibt es auch zusätzliche Förderungen, die wir bei einer Kasse beantragen können – auch hier besteht die Möglichkeit einer individuellen Projekt-Förderung.

Und: Förderungen werden nur gewährt, wenn sie seitens der Kassen als sinnvoll erachtet werden. Nur sollte sich bitte jeder auch hier vorstellen, wie diese Möglichkeiten beschaffen sind, wenn die gesetzliche Basis schon dürftig ausfällt und wenn unser Gesundheitssystem sowieso überall sparen soll.

Nichtsdestoweniger bedanken wir uns bei den Krankenkassen, sie sind ein wesentlicher Teil des Gesundheitssystems - auch wenn, wie bei vielen Versicherungen, die Leistungen oft nicht der hoffnungsvollen Erwartung der Versicherten entsprechen. Es ist natürlich immer leichter Geld auszugeben als einzunehmen.

Selbst wenn die Förderungen (hochgegriffen) beim Doppelten oder Dreifachen des Wertes des Sozialgesetzbuches liegen – eine aus Sicht der Betroffen ausreichend hilfreiche Dienstleistung ist damit (wirtschaftlich) noch nicht möglich. Wir wollen nicht anklagen, wir wollen nur ins rechte Licht rücken, was es mit Selbsthilfe und deren Organisation auf sich hat. An dieser Stelle sei noch einmal ein Satz aus dem SGB zitiert: "Die Leistungen der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe basieren im Wesentlichen auf freiwilligem Engagement und Ehrenamtlichkeit." Und genau so wird auch beim Geld verfahren. Leider.

Ohne unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter, ohne Spenden und ohne Mitgliedsbeiträge hätten wir keine Überlebenschance.


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