SERM der 2. Generation: Raloxifen

Neben den Bisphosphonaten (z.B. Alendronat) zur Behandlung der Osteoporose von Frauen und Männern gibt es speziell für postmenopausale Frauen östrogenartige Substanzen, die mit dem Östrogen nicht verwandt sind, aber einige seiner positiven Wirkungen aufweisen, ohne dessen Nebenwirkungen zu verursachen. Die offizielle Bezeichnung dieser Substanzen lautet Selective Estrogen Receptor Modulators (SERM = Östrogen-Rezeptor-Agonist /-Antagonist).

Der positive Effekt auf den Knochen wurde in einem SERM der 2. Generation, dem Raloxifen, weiter entwickelt. Dabei konnte eine negative Wirkung auf das Drüsengewebe der Brust oder die Gebärmutterschleimhaut mit diesem Wirkstoff ausgeschlossen werden. Raloxifen wirkt explizit am Knochen und im Fettstoffwechsel wie ein Östrogen, am Brustdrüsengewebe und der Gebärmutterschleimhaut dagegen wie ein Östrogen-Antagonist (Hemmer). Wahrscheinlich ist der Mechanismus, mit dem Raloxifen die Knochenresorption hemmt, identisch mit dem Östrogen-Mechanismus, der die Aktivierung von Knochen abbauenden Zellen (Osteoklasten) unterdrückt. Raloxifen wirkt mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf die Knochen aufbauenden Zellen (Osteoblasten) sowie auf die Osteozyten, die eine wichtige Rolle in der Kontrolle des Knochenumbaus spielen. Dieser physiologische Einfluss auf den Knochenumbau mit positiver Knochenbilanz führt zu einer völlig normalen Knochenstruktur ohne Mineralisationsdefekte oder einem erhöhtem Auftreten von Mikrofrakturen. Da unter Einnahme von Raloxifen die Abnahme der Frakturhäufigkeit größer ausfiel als aufgrund der Knochendichtezunahme zu erwarten war, müssen neben der Steigerung der Knochendichte noch andere qualitative Veränderungen eintreten, die jedoch noch nicht erforscht sind.

Raloxifen stellt eine wichtige Bereicherung der medikamentösen Behandlungspalette bei Osteoporose dar und ist für die Vorbeugung und Therapie der postmenopausalen Osteoporose zugelassen. Eine erwünschte Nebenwirkung unter Raloxifen ist die positive Beeinflussung von Herz-Kreislauferkrankungen sowie eine Abnahme des Brustkrebsrisikos. Wie bei allen Wirkstoffen zur Behandlung der Osteoporose ist auch unter Einnahme von Raloxifen eine Basistherapie mit Vitamin D und Kalzium in ausreichend hoher Dosierung angezeigt und notwendig (Auch hier gilt die 1000er Regel: 1000 mg Calcium in Kombination mit 1000 I.E. Vitamin D).