Kalzium, Vitamin D und Bisphosphonate sind die Säulen, auf denen eine wirkungsvolle medikamentöse Therapie der Osteoporose basiert.

Osteoporose ist keine Erkrankung, die im Alter entsteht, auch wenn sie meist erst jenseits von 50 oder 60 diagnostiziert wird. Die Ursache liegt viel mehr schon in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter: zu viel phosphathaltige Cola- und Limonadengetränke, ein regelmäßiger Zigarettenkonsum, kalziumarme, aber zuckerreiche Ernährung und viel zu wenig regelmäßige Bewegung. Ungesunde Ernährung und Bewegungsarmut führen dazu, dass die notwendige Spitzenknochenmasse in der Jugend nicht erreicht wird und in der Folge der Abbau schneller erfolgt, als gesund ist. Am Ende dieses unseligen Kreislaufs steht die manifeste Osteoporose mit all ihren Konsequenzen von Knochenbrüchen, Schmerzen und in aller Dramatik sogar einem frühzeitigen Tod.

Kalzium - ein starker Partner

Kalzium ist der wichtigste Mineralstoff im Körper. Zwischen 1 bis 1,5 kg Kalzium beträgt die Gesamtmasse im Körper, die sich zu 99 Prozent in den Knochen befindet. Das restliche eine Prozent wird im Zusammenhang mit der Blutgerinnung benötigt, bei der Reizübertragung im Nervensystem und bei der Muskelkontraktion. Weil der Körper Kalzium nicht synthetisieren, also selbst herstellen kann, muss der erforderliche Nachschub mit der Nahrung aufgenommen werden. Die empfohlene Tagesdosis für Erwachsene beträgt 1000 mg und ca. 1500 mg für Mädchen, Schwangere, Stillende und Frauen nach der Menopause sowie für ältere Menschen generell. Wissenschaftliche Studien haben eindeutig nachgewiesen, dass eine erhöhte Kalziumzufuhr den Knochenschwund und damit das Frakturrisiko reduzieren kann. Das gilt auch für Menschen, die bereits einen Knochenbruch erlitten haben. Eine konsequente Einnahme von Kalzium in Kombination mit Vitamin D verringert das Risiko eines Knochenbruchs um 40 Prozent. Die tägliche Einnahme von 1000 mg Kalzium hemmt den Knochenabbau durch Unterdrückung (Suppression) der Parathormonsekretion. Bei Jugendlichen begünstigen erhöhte Kalziumgaben den Aufbau der maximalen Knochenmasse. Ein größeres "Minerallager" in der Jugend vermindert das Osteoporoserisiko in späteren Lebensabschnitten. Auch wenn Kalzium alleine eine manifeste Osteoporose weder behandeln noch heilen kann, unterstützt es doch die Effektivität anderer Behandlungsoptionen, die einen Knochenabbau verhindern oder die Bildung von Knochensubstanz steigern.

Der beste Weg zu einer ausreichenden Kalziumaufnahme ist eine ausgewogene Ernährung. Grünes Gemüse, Trockenfrüchte, Mineral- und Heilwässer sowie Sojaprodukte haben einen hohen Kalziumanteil. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass die meisten Patienten über die Nahrung allein nicht genügend Kalzium aufnehmen. Hier stehen Kalziumpräparate zur Verfügung, die optimalerweise gleich in Kombination mit Vitamin D eingenommen werden.

Sonnenlicht alleine reicht nicht - Vitamin D

Einer der wichtigsten Regulatoren des Kalzium ist das Vitamin D. Es erhöht die Kalziumabsorption aus dem Darm in die Blutbahn, erhöht die Rekrutierung, Reifung und Aktivität der Knochenzellen und fördert die Mineralisierung (Einbau von Kalzium in den Knochen). Vitamin D kann aber noch mehr: Es verbessert die Koordination, verringert das Sturzrisiko, senkt den systolischen Blutdruck, reduziert das Brust- und Darmkrebsrisiko und hat besonders bei allergischen Erkrankungen eine entzündungshemmende Wirkung. Vitamin D wird in Internationalen Einheiten (IE) gemessen. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 200 bis 400 IE. Dies ist jedoch nur die so genannte Erhaltungsdosis. Für therapeutische Zwecke ist diese Menge aber nicht ausreichend, hier werden 400 bis 1000 IE benötigt.

Vitamin D ist in der Kindheit während des Skelettwachstums besonders wichtig. Benötigt wird es u.a. zur erhöhten Absorption von Kalzium aus der Nahrung sowie zur Mineralisation und Härtung des neuen Knochens. Im Alter führt Vitamin D zum Abfall des Parathormonspiegels im Blut, zu einer Abnahme des Knochenumbaus und damit zur Zunahme der Knochendichte. Deshalb dient die Einnahme von 1000 mg Kalzium in Kombination mit 1000 IE Vitamin D zur Prävention der postmenopausalen Osteoporose.

Bisphosphonate

Eine neue Ära in der Osteoporose-Therapie: Seit ca. 30 Jahren stehen zur Behandlung von Knochenerkrankungen Bisphosphonate zur Verfügung. Diese Substanzen reichern auf der Oberfläche des Knochens an und hemmen die Osteoklasten (Knochen abbauende Zellen). Bei der Osteoporose hemmen Bisphosphonate also den Knochenabbau und führen damit zu einer kontinuierlich positiven Knochenbilanz. Spongiöser (Knochenbälkchen) wie kompakter Knochen nehmen gleichermaßen an Dichte zu. Nach der Einnahme lagern sich Bisphosphonate innerhalb von Stunden auf der Oberfläche des Knochens ab. Der Rest wird unverändert über die Nieren ausgeschieden. Ablagerungen außerhalb des Knochens finden nicht statt.

Diese Bisphosphonate (z.B. Fosamax®) verbessern die Knochenstabilität durch verschiedene Effekte. So reduzieren sie die Umbauoberflächen des Knochens und reparieren die Resorptionslakunen, verursacht durch eine erhöhte Tätigkeit der Osteoklasten. Gleichzeitig stabilisieren sie die Architektur der Knochenbälkchen (Trabekel), sie reduzieren die Porosität der Knochenrinde (Kortikalis) und erhöhen die Mineralisationsdichte durch eine Verlängerung der Knochenformationsperiode. Darüber hinaus erhöhen sie die Überlebenszeit der Osteozyten (bestimmte Knochenzellen).

Die derzeit verschriebenen Bisphosphonate werden unverändert aufgenommen, im Knochen abgelagert und langsam wieder ausgeschieden. Eine Metabolisierung (Verstoffwechslung) findet nicht statt, eine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten ist bisher nicht bekannt. Für die Resorption und damit für die Wirkung ist die Einnahme auf nüchternen Magen unbedingt erforderlich.

Die optimale Therapiedauer beträgt ein bis 3 Jahre, abhängig vom Schweregrad der Osteoporose und der Zunahme der Knochendichte, wobei letztere in den ersten 12 Monaten am ausgeprägtesten ist. In dieser Reparaturphase werden die Knochenlücken mit neuem Knochengewebe aufgefüllt. Während der folgenden Wiederaufbau- (6–36 Monate) und Erhaltungsphase (24–60 Monate) steht mehr die Zunahme der Mineralisationsdichte im Vordergrund.