Wie man der Osteoporose noch vor dem Knochenbruch auf die Spur kommt
Messmethoden, Risikofaktoren und Tipps für starke Knochen bis ins hohe Alter
Osteoporose: Die stille Gefahr für unsere Knochen
Osteoporose bleibt oft lange unbemerkt. Der Körper verliert mehr Knochenmasse, als er neu bildet – die Knochen werden porös, instabil und brechen leichter. Viele Betroffene erfahren erst von ihrer Erkrankung, wenn es bereits zu einem Bruch gekommen ist: typischerweise an Wirbelsäule, Oberschenkelhals oder Unterarm.
Dabei lässt sich Osteoporose heute frühzeitig erkennen – lange bevor Knochen brechen.
Warum Vorsorge so wichtig ist
Rund 6 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Osteoporose – viele, ohne es zu wissen. Denn die Krankheit verursacht zunächst keine Schmerzen und entwickelt sich schleichend. Doch die Folgen können gravierend sein: Knochenbrüche im Alter bedeuten oft einen Verlust an Mobilität, Lebensqualität und Selbstständigkeit – in schweren Fällen sogar Pflegebedürftigkeit.
Prof. Dr. Christoph H. Lohmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), bringt es auf den Punkt:
„Vorsorge ist der beste Knochenschutz. Das kann man selbst in die Hand nehmen.“
Ein weiterer Vorteil der frühzeitigen Knochendichtemessung: Sie kennen Ihren individuellen Ausgangswert. Auch wenn die Messung zunächst unauffällig ist, lässt sich bei späteren Kontrollen besser erkennen, ob und wie schnell sich die Knochendichte verändert. So lässt sich nicht nur das aktuelle Risiko, sondern auch ein möglicher Krankheitsverlauf besser einordnen.
Wer besonders aufpassen sollte: Risikofaktoren im Blick
Das Risiko für Osteoporose steigt mit dem Alter. Aber auch andere Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken:
• Alter über 50 Jahre
• Hormonumstellung in den Wechseljahren
• Familiäre Vorbelastung
• Untergewicht oder frühere Essstörungen
• Bewegungsmangel
• Langfristige Einnahme von Cortison
• Vitamin-D-Mangel (z. B. im Winter)
• Niedrige Calciumzufuhr
• Rauchen und hoher Alkoholkonsum
Je mehr dieser Punkte auf Sie zutreffen, desto wichtiger ist eine frühzeitige Abklärung.
Wie lässt sich Osteoporose erkennen?
Knochendichtemessung (DEXA)
Die DEXA-Messung ist das Standardverfahren zur Bestimmung der Knochendichte. Dabei wird per Röntgenstrahlung der Mineralgehalt der Knochen an Hüfte und Lendenwirbelsäule ermittelt. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten, ist schmerzfrei und liefert zuverlässige Werte zum Bruchrisiko.
Kosten: etwa 30–70 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten meist nur bei konkretem Verdacht oder bereits erlittenen Brüchen.
Wie lässt sich Osteoporose nicht erkennen?
Immer wieder wird der Eindruck erweckt, man könne Osteoporose auch über einen einfachen Bluttest oder einen Ultraschall an der Ferse feststellen. Doch das ist nicht der Fall.
Weder Blutwerte noch Ultraschall ersetzen die Knochendichtemessung.
• Bluttests geben Hinweise auf den Calciumstoffwechsel oder Vitamin-D-Spiegel – sie sagen jedoch nichts über die Stabilität Ihrer Knochen aus. Auch normale Blutwerte schließen eine Osteoporose nicht aus.
• Ultraschall an der Ferse (QUS) wird manchmal als schnelle Screening-Methode angeboten, ist aber wissenschaftlich nicht ausreichend validiert. Die Ergebnisse sind ungenau und nicht übertragbar auf kritische Regionen wie Hüfte oder Wirbelsäule.
• Sonstige Tests oder Online-Fragebögen können eine grobe Einschätzung geben – ersetzen aber keine medizinische Diagnostik.
Die einzige anerkannte Methode zur sicheren Diagnose ist die DXA-Knochendichtemessung.
Was Sie selbst tun können
Osteoporose ist behandelbar – und Sie können selbst viel dazu beitragen, Ihre Knochen zu stärken:
1. Ernährung: Knochen bestehen aus dem, was Sie essen
Knochen sind lebendes Gewebe – und ihr Aufbau hängt direkt von der Ernährung ab. Entscheidend sind drei Bausteine:
• Eiweiß, das etwa die Hälfte der Knochenstruktur ausmacht
• Calcium, das als Hauptmineral den Knochen festigt
• Phosphat, das gemeinsam mit Calcium eingebaut wird
Eine gezielte Ernährung sichert die Versorgung und vermeidet gleichzeitig sogenannte „Knochenräuber“ wie stark phosphathaltige Lebensmittel (z. B. Cola, Schmelzkäse).
2. Bewegung: Aktiv gegen den Abbau – stark für den Aufbau
Regelmäßige Bewegung wirkt wie ein Trainingsreiz auf Ihre Knochen. Besonders effektiv ist kraftbetontes Training – es kann nicht nur den Abbau verlangsamen, sondern in manchen Fällen sogar zur Neubildung von Knochensubstanz führen. Auch Gleichgewichtsübungen helfen, Stürze zu vermeiden und so das Frakturrisiko zu senken.
3. Psychischer Umgang: Diagnose annehmen – handlungsfähig bleiben
Osteoporose bedeutet nicht, dass Sie sich einschränken oder zurückziehen müssen. Im Gegenteil: Ein aktiver Umgang mit der Diagnose kann helfen, Ängste abzubauen. Der
Austausch mit anderen – zum Beispiel in Selbsthilfegruppen – stärkt das Vertrauen in den eigenen Körper und schafft neue Zuversicht.
Wann ist eine Untersuchung sinnvoll?
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie empfiehlt:
• Ab 50 Jahren, wenn Risikofaktoren vorliegen (z. B. frühe Wechseljahre, familiäre Belastung, Cortisontherapie)
• Ab 70 Jahren generell, auch ohne Beschwerden
Wer die eigene Knochendichte kennt, kann frühzeitig gegensteuern – bevor es zu Brüchen kommt.
Fazit: Knochengesundheit ist planbar
Osteoporose ist kein unausweichliches Schicksal. Wer Risikofaktoren kennt, vorsorgt und gezielt aktiv wird, kann die eigene Knochengesundheit bis ins hohe Alter erhalten.
Lassen Sie Ihre Knochendichte überprüfen. Und beginnen Sie noch heute damit, Ihre Knochen zu stärken – es ist nie zu spät, etwas für sich zu tun.