Osteoporose-Screening bei Männern: Ein neues Vorsorgemodell zeigt Erfolg
Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der die Knochen an Stabilität verlieren. Sie werden porös und brechen leichter. Viele Menschen verbinden Osteoporose mit Frauen nach den Wechseljahren. Doch auch Männer können betroffen sein – oft wird dies jedoch unterschätzt oder zu spät erkannt.
Osteoporose betrifft auch Männer
Ab dem 50. Lebensjahr steigt für Männer das Risiko, im weiteren Leben eine Fraktur (Knochenbruch) durch Osteoporose zu erleiden. Statistisch gesehen ist es etwa jeder fünfte Mann, der im Laufe seines Lebens davon betroffen ist.
In Deutschland gibt es bisher nur wenige Zahlen speziell zur Osteoporose bei Männern. Studien deuten jedoch darauf hin, dass etwa 6,6 % der Männer und 22,6 % der Frauen an Osteoporose leiden. Das Risiko für Knochenbrüche nimmt mit zunehmendem Alter deutlich zu:
- Bei Frauen steigt es meist schon nach dem 50. Lebensjahr.
- Bei Männern wird es ab etwa 60 Jahren deutlich spürbar.
Untersuchungen aus Europa zeigen, dass das Lebenszeitrisiko, eine Osteoporose-bedingte Fraktur zu erleiden, bei Frauen über 50 bei rund 33 % liegt, bei Männern bei etwa 20 %.
Warum wird Osteoporose bei Männern oft übersehen?
Bei Männern wird Osteoporose häufig später entdeckt als bei Frauen. Gründe dafür sind:
- Es gibt keine Routineuntersuchungen speziell für Männer.
- Osteoporose gilt in der Wahrnehmung oft noch als „Frauenkrankheit“.
- Viele Männer suchen erst ärztliche Hilfe, wenn bereits ein Knochenbruch aufgetreten ist.
Genau hier setzt das neue Vorsorgemodell aus den USA an.

Die US-Studie: Ein neues Modell zur Knochengesundheit
Eine amerikanische Forschungsgruppe hat den sogenannten Bone Health Service (BHS) entwickelt. Ziel dieses Programms ist es, Männer mit erhöhtem Risiko frühzeitig zu untersuchen und bei Bedarf zu behandeln.
An der Studie nahmen 3.112 Männer im Alter von 65 bis 85 Jahren teil. Alle hatten mindestens einen Risikofaktor für Osteoporose, aber noch keinen Bruch erlitten. Zusätzlich waren 39 Hausarzt- und Primärversorgungsteams eingebunden.
Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt:
1. BHS-Gruppe:
- Einladung zu einer Knochendichtemessung (DXA-Messung)
- Telefonische Beratung und Aufklärung
- Elektronische Konsultationen bei Fragen
- Unterstützung durch Pflegepersonal, das die Therapietreue überwachte
2. Regelversorgung (Kontrollgruppe):
- die übliche medizinische Betreuung ohne zusätzliche Angebote
Ergebnisse der Studie
Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren deutlich:
- In der BHS-Gruppe ließen sich fast 50 % der Männer untersuchen. In der Regelversorgung waren es nur 2,3 %.
- Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Männer zeigte sich eine verminderte Knochendichte (Osteopenie oder Osteoporose).
- 157 Männer in der BHS-Gruppe begannen eine medikamentöse Behandlung. Die Therapietreue war sehr hoch: im Durchschnitt nahmen die Patienten die Medikamente an über 91 % der Tage zuverlässig ein, und das über einen Zeitraum von zwei Jahren.
- In der Regelversorgung starteten dagegen nur 9 Männer eine Behandlung – eine so kleine Zahl, dass kein sinnvoller Vergleich möglich war.
- Nach zwei Jahren war die Knochendichte bei den BHS-Teilnehmern etwas höher als in der Kontrollgruppe, allerdings nicht in einem Ausmaß, das statistisch „signifikant“ war.
- Die Zahl der Knochenbrüche war in beiden Gruppen ähnlich (1,8 % in der BHS-Gruppe, 2,0 % in der Regelversorgung).
Fazit: Was bedeutet das für Patienten?
Die Studie zeigt, dass ein strukturiertes Vorsorgeprogramm wie der Bone Health Service große Vorteile haben kann:
- Früherkennung: Deutlich mehr Männer werden rechtzeitig untersucht.
- Bessere Versorgung: Patienten erhalten schneller eine gezielte Therapie.
- Hohe Therapietreue: Dank enger Betreuung nehmen die Patienten ihre Medikamente zuverlässiger ein.
- Akzeptanz: Das Modell wurde von Patienten und Ärzten gut angenommen.
Noch ist nicht klar, ob sich durch das Modell auch die Zahl der Knochenbrüche langfristig deutlich verringern lässt – dazu sind längere Beobachtungszeiten nötig. Doch die Studie macht deutlich: Mit gezielter Vorsorge kann man Männer besser schützen und die Knochengesundheit im Alter stärken.
Wichtig für Patienten:
Wenn Sie ein Mann über 50 sind und Risikofaktoren für Osteoporose haben (z. B. familiäre Vorbelastung, Rauchen, Bewegungsmangel, bestimmte Vorerkrankungen oder Medikamente), sprechen Sie Ihren Arzt auf eine Knochendichtemessung an. Eine frühzeitige Untersuchung kann helfen, Osteoporose rechtzeitig zu erkennen und das Risiko für Knochenbrüche zu senken.
Quelle: aerzteblatt.de