Osteoporose oder Knochenschwund bezeichnet den Verlust von Knochenmasse, was zu erhöhter Brüchigkeit der Knochen führt. Dieser vermehrte Knochenabbau kann durch hormonelle Ungleichgewichte oder durch entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ausgelöst werden. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Aline Bozec von der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie am Deutschen Zentrum Immuntherapie des Uniklinikums Erlangen der FAU hat kürzlich eine neue Funktion von *Eosinophilen Granulozyten, einer Gruppe weißer Blutkörperchen, entdeckt. Diese Zellen spielen eine Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gewebegleichgewichts, indem sie die übermäßige Bildung und Aktivität von knochenabbauenden Zellen hemmen. Die Ergebnisse dieser Forschung wurden im renommierten Journal Nature Communication veröffentlicht.
In Deutschland leiden etwa 6,3 Millionen Menschen an Osteoporose. Häufig tritt Knochenschwund aufgrund von Fehlregulationen im Immunsystem auf, die zu einem Ungleichgewicht zwischen knochenbildenden Osteoblasten und knochenabbauenden Osteoklasten führen. Die neuesten Erkenntnisse zeigen, dass Eosinophile Granulozyten einen bedeutenden Einfluss auf die Knochengesundheit haben.
Diese Zellen befinden sich in unmittelbarer Nähe von *Osteoklasten, den Zellen, die für den Abbau von altem Knochengewebe im Rahmen des natürlichen Knochenumbaus verantwortlich sind. „Wir konnten nachweisen, dass ein niedriger Eosinophilenspiegel zu einem beschleunigten Knochenabbau führt, insbesondere unter Bedingungen wie der Menopause oder entzündlicher Arthritis. Umgekehrt kann eine Erhöhung der Eosinophilenzahl dazu beitragen, die Knochen vor diesen schädlichen Auswirkungen zu schützen“, erklärt Prof. Dr. Aline Bozec.
Eosinophile Granulozyten üben ihre schützende Wirkung auf die Knochen aus, indem sie die Aktivität der Osteoklasten unterdrücken. Sie setzen eine Substanz namens eosinophile Peroxidase frei, die die Fähigkeit der Osteoklasten beeinträchtigt, zwei Schlüsselprozesse, die am Knochenabbau beteiligt sind, in Gang zu setzen: die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies und die Aktivierung der mitogenaktivierten Proteinkinase.
„Interessanterweise haben unsere Studien am Menschen ebenfalls gezeigt, dass der Eosinophilenspiegel bei gesunden Menschen sowie bei Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis mit der Knochenmasse korreliert. Dies deutet darauf hin, dass Eosinophile auch beim Menschen eine Rolle bei der Regulierung der Knochengesundheit spielen könnten“, erklärt Prof. Dr. Aline Bozec.
Diese Erkenntnisse haben erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung von Knochenerkrankungen. Durch gezieltes Eingreifen in die Funktion der Eosinophilen könnten möglicherweise neue Therapien entwickelt werden, um den Knochenschwund zu verhindern oder zu verlangsamen und so die Knochengesundheit zu verbessern.
Quelle: Friedrich-Alexander-Universität - Prof. Dr. Aline Bozec
* Osteoklasten sind Zellen mit mehreren Kernen, die aus der Fusion von einkernigen Vorläuferzellen im Knochenmark hervorgehen und zum mononukleären Phagozytensystem (MPS) gehören. Ihre primäre Funktion besteht darin, Knochengewebe zu resorbieren. John Howship entdeckte Osteoklasten erstmals im frühen 19. Jahrhundert, während Albert von Koelliker im Jahr 1873 ihre Bedeutung erkannte. Diese Zellen entstehen aus hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark und weisen teilweise Eigenschaften von zirkulierenden Monozyten und Gewebsmakrophagen auf.
* Eosinophilie bezeichnet die erhöhte Anzahl von eosinophilen Granulozyten (kurz: Eosinophile) im Blutbild und stellt eine spezielle Form der Leukozytose dar, wie sie in der medizinischen Terminologie verwendet wird.