Osteoporose gilt für viele als typische Alterserscheinung, die vor allem ältere Frauen betrifft. Doch die Realität zeigt: Auch jüngere Menschen können betroffen sein. Eine verringerte Knochendichte kann schon in den Dreißigern beginnen – mit teils ernsthaften Folgen, wenn sie nicht erkannt und behandelt ...

Osteoporose bei jungen Menschen

Wenn Knochenschwund kein Altersproblem ist

Osteoporose gilt für viele als typische Alterserscheinung, die vor allem ältere Frauen betrifft. Doch die Realität zeigt: Auch jüngere Menschen können betroffen sein. Eine verringerte Knochendichte kann schon in den Dreißigern beginnen – mit teils ernsthaften Folgen, wenn sie nicht erkannt und behandelt wird.

Abnehmende Knochendichte ab Mitte 30

Die Knochendichte nimmt bei jedem Menschen mit zunehmendem Alter langsam ab. Dieser Prozess beginnt meist zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Dabei verliert der Körper schleichend an Knochenmasse.
Von einer Osteoporose sprechen Fachärztinnen und Fachärzte, wenn der sogenannte T-Wert der Knochendichtemessung (DXA) unter –2,5 liegt. Das bedeutet, dass die gemessene Knochendichte deutlich unter dem Durchschnitt gesunder junger Erwachsener liegt – und das Risiko für Knochenbrüche entsprechend erhöht ist.
In Deutschland sind rund sechs Millionen Menschen diagnostiziert. Die Zahl der tatsächlich Betroffenen dürfte jedoch deutlich höher sein, da die Erkrankung häufig lange unentdeckt bleibt.

Warum Frauen häufiger betroffen sind

Frauen haben ein höheres Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Grund dafür ist der Rückgang des Hormons Östrogen nach den Wechseljahren. Östrogen schützt die Knochen – fällt dieser Schutz weg, schreitet der Knochenabbau schneller voran.
Auch bei Männern kann ein veränderter Hormonhaushalt den Knochenstoffwechsel beeinträchtigen, meist jedoch erst im höheren Alter. Laut der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. leidet ab dem 50. Lebensjahr rund ein Drittel der Frauen und etwa jeder zehnte Mann unter Osteoporose.

Osteoprose tritt auch bei jungen Menschen zwischen 30 und 40 Jahrne auf

Ursachen für Osteoporose im jungen Alter

Obwohl das Alter der wichtigste Risikofaktor ist, kann Knochenschwund auch jüngere Erwachsene treffen. In diesen Fällen handelt es sich häufig um eine sogenannte sekundäre Osteoporose – also eine Folge anderer Erkrankungen oder äußerer Einflüsse. Fachgesellschaften schätzen, dass bis zu 20 % aller Betroffenen unter dieser Form leiden.

Zu den häufigsten Ursachen bei jüngeren Menschen zählen:

• Langzeittherapie mit Kortison oder bestimmten Hormonpräparaten
• Hormonstörungen (z. B. Schilddrüsenüberfunktion, Cushing-Syndrom)
• Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
• Chronische Nierenerkrankungen mit gestörtem Vitamin-D-Stoffwechsel
• Chronisch-entzündliche Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
• Krebserkrankungen oder genetische Bindegewebserkrankungen (z. B. Osteogenesis imperfecta)
• Untergewicht, Fehlernährung oder Essstörungen
• Übermäßiger Sport ohne ausreichende Regeneration

Untergewicht und übermäßiger Sport als Risikofaktoren

Was auf den ersten Blick gesund wirkt – Sport und eine schlanke Figur – kann sich bei Übertreibung negativ auf die Knochen auswirken. Ein niedriger Body-Mass-Index (BMI) gilt als Risikofaktor für Osteoporose, insbesondere unter 20 kg/m² bei Frauen.
Zu wenig Körpergewicht und eine unzureichende Energie- und Nährstoffzufuhr führen zu hormonellen Veränderungen und einem Ungleichgewicht im Knochenstoffwechsel.
Fehlen wichtige Bausteine wie Calcium und Vitamin D, kann der Körper keine stabile Knochenmasse aufbauen. Besonders bei jungen Frauen, die intensiv trainieren und gleichzeitig stark auf ihr Gewicht achten, ist das Risiko für frühzeitigen Knochenabbau erhöht.

Schwangerschaftsosteoporose – wenn der Calciumbedarf zur Herausforderung wird

Selbst während der Schwangerschaft kann sich eine Osteoporose entwickeln. In dieser Zeit verändert sich der Stoffwechsel der Frau erheblich: Das heranwachsende Kind benötigt Calcium für den Knochenaufbau, das es aus den mütterlichen Reserven bezieht.
Während der Schwangerschaft werden dem mütterlichen Skelett insgesamt etwa 30 g Calcium entzogen, in der Stillzeit zusätzlich rund 200–300 mg pro Tag. In seltenen Fällen – schätzungsweise bei 1 von 100.000 bis 250.000 Frauen – kann dies zu einer sogenannten Schwangerschaftsosteoporose führen. Sie äußert sich meist im letzten Schwangerschaftsdrittel oder nach der Geburt durch Rückenschmerzen infolge von Wirbelkörperfrakturen.
Eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D ist während Schwangerschaft und Stillzeit daher besonders wichtig, um den Knochenstoffwechsel stabil zu halten.

Osteoporose bei jungen Menschen frühzeitig erkennen

Wer in jungen Jahren an Osteoporose leidet oder ein erhöhtes Risiko hat, sollte frühzeitig handeln. Liegen Vorerkrankungen vor, ist es wichtig, nicht nur die Grunderkrankung zu behandeln, sondern auch die Knochengesundheit regelmäßig zu überprüfen.
Eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D ist wichtig für stabile Knochen. Bei nachgewiesenem Mangel kann eine gezielte Supplementierung helfen, den Knochenstoffwechsel zu stabilisieren. Ohne Defizit ist eine zusätzliche Einnahme jedoch nicht notwendig und sollte nur nach ärztlicher Kontrolle erfolgen.
Auch häufige Knochenbrüche, anhaltende Rückenschmerzen oder ein unerklärlich niedriger BMI können Warnsignale sein. Wer familiär vorbelastet ist oder unter solchen Symptomen leidet, sollte ärztlichen Rat einholen und eine Knochendichtemessung (DXA) durchführen lassen.

Fazit: Gesunde Knochen brauchen Aufmerksamkeit – in jedem Alter

Osteoporose ist längst keine reine Alterskrankheit mehr. Auch junge Erwachsene können betroffen sein, wenn Lebensstil, Ernährung oder Erkrankungen den Knochenstoffwechsel stören.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn spielen ebenfalls eine Rolle – oft schon in der Vorstufe der Osteoporose, der sogenannten Osteopenie. Durch chronische Entzündungen und eine eingeschränkte Nährstoffaufnahme kann der Körper wichtige Mineralstoffe wie Calcium und Vitamin D schlechter verwerten, was den Knochenabbau begünstigt.
Eine knochenstärkende Ernährung, regelmäßige Bewegung in gesundem Maß und ärztliche Vorsorge sind daher die besten Maßnahmen, um Osteoporose bei jungen Menschen vorzubeugen und den Knochenstoffwechsel langfristig zu unterstützen.

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