Auch Männer erkranken an Osteoporose. Zirka 20–30 Prozent aller Patienten, die osteoporotische Knochenbrüche erleiden, sind Männer. Und nahezu ausschließlich bei Männern findet sich eine Sonderform der Osteoporose bei jüngeren Menschen, die durch einen besonders aggressiven Verlauf gekennzeichnet ist und oftmals den therapeutischen Bemühungen widersteht.
Auffällig ist, dass im Allgemeinen der Krankheitsverlauf bei Männern mit Knochenbrüchen schwerer zu sein scheint als bei Frauen, was insbesondere für den gefürchteten Oberschenkelhalsbruch (peritrochantäre Fraktur) gilt. Die Wissenschaft hat sich damit schwer getan – obwohl der Anteil der Männer mit Osteoporose relativ hoch ist und dieser Anteil mit steigender Lebenserwartung zunehmen wird. Lange hat es gedauert, bis moderne klinische Studien zur Behandlung der Osteoporose des Mannes durchgeführt wurden.
Vorweg gesagt: Grundsätzlich unterscheidet sich die Behand- lung der Osteoporose des Mannes nicht von der Behandlung der Osteoporose der Frau, es gelten die gleichen Prinzipien. Vor Behandlungsbeginn ist zu klären, ob es sich um eine "normale" Osteoporose handelt, oder ob eine so genannte sekundäre Osteoporose vorliegt. Wenn sich diagnostisch zeigt, dass es sich um eine sekundäre Osteoporose handelt, muss therapeutisch versucht werden, die identifizierbaren Ursachen der Osteoporose zu behandeln, um ihren negativen Einfluss auf den Knochenstoffwechsel zu neutralisieren.
Ohne Basistherapie mit Calcium / Vitamin D
Ohne Basistherapie mit Calcium / Vitamin D geht es nicht. Auch beim Mann gilt, dass eine regelmäßige Versorgung mit Calcium und Vitamin D die Behandlungsbasis ist. Männer leiden in unseren Breitengraden auch an dem typischen Vitamin-D - Mangel, besonders während des Winterhalbjahres. Eine mangelhafte Versorgung ist jedoch auch während der Sommermonate zu erwarten, wenn ältere Männer seltener das Haus verlassen und damit weniger Sonne "tanken". Vitamin D wird in der Haut unter Einwirkung von UV-B-Strahlen gebildet, wobei die ältere Haut weniger effektiv bei der Produktion von Vitamin D ist. Deshalb sollten speziell ältere Menschen Calcium und Vitamin D substituieren (1000er Regel: 1000 mg Calcium in Kombination mit 1000 I.E. Vitamin D).
Besondere Aufmerksamkeit verdienen Männer, bei denen im Alter eine Therapie mit Cortison (bzw. ähnliche wirksame Medikamente – Glucocorticoid- Behandlung) notwendig wird. Sie sind besonders von der Osteoporose bedroht. Eine schon vorhandene Osteoporose kann sich durchaus im Verlauf einer Cortison-pflichtigen Erkrankung verschlimmern. Dies gilt, wenn z.B. Männer mit chronisch-obstruktiver Lungenkrankheit mit Glucocorticoiden therapiert werden müssen und wenn Einbrüche der Wirbelkörper im Bereich der Brustwirbelsäule, die schon beim Gesunden zu einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion führen, beim Lungenkranken besonders gravierende Folgen haben. Auf der anderen Seite ist Geiz bei der Cortison-Behandlung nicht immer geil: Bei zu sparsamem Einsatz sind die wieder aufgeflammten Entzündungen nachteiliger für die Knochen als die ursprüngliche Cortison-Dosis.
Bei entzündlichen Gelenkerkrankungen, die mit Cortison behandelt wurden, sind die Folgen für Männer häufiger gravierender als bei Frauen. Dazu haben Männer eine kürzere Lebenserwartung als Frauen, offensichtlich ist der hierfür verantwortliche vorzeitige Abbau des Körperlichen auch verantwortlich für die Verstärkung der Frakturfolgen.
Bekannt ist, dass ältere Männer weniger autark sind, d.h., sie sind im allgemeinen weniger in der Lage, sich selbst zu versorgen. Frauen dagegen sind meist im hohen Alter noch zum selbstständigen Handeln fähig.
Aus diesem Grunde verdienen die Rehabilitationsbemühungen bei Männern mit osteoporotischen Knochenbrüchen besondere Aufmerksamkeit. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf Anschlussheilbehandlungen nach operativer Versorgung von Oberschenkelhalsbrüchen, sondern auch für eine Rehabilitations- behandlung bei Männern mit Wirbelkörpereinbrüchen.
Häufige Ursache: Hormonmangel
Beruht die Osteoporose beim Mann auf einem im Alter häufig vorkommenden Sexualhormonmangel, muss eine entsprechende Hormontherapie erwogen werden. Dies muss der Arzt mit dem Patienten detailliert besprechen.
In wissenschaftlichen Studien wurde gezeigt, dass das für die Therapie der Osteoporose des Mannes offiziell zugelassene Bisphosphonat Alendronat auch bei den Männern wirksam ist, bei denen ein Testosteron-Mangel zur Entstehung der Osteoporose beitrug. Die Studien haben gezeigt, dass durch diesen Wirkstoff nicht nur die Knochendichte zunimmt, sondern dass damit auch bei Männern das Risiko zukünftiger Knochenbrüche vorhersagbar gesenkt werden kann.
Wenn allerdings schon Knochenbrüche aufgetreten sind, empfehle ich die spezifische Therapie mit Alendronat für einen Zeitraum von fünf Jahren. Es kann dann nach Absetzen der Therapie erwartet werden, dass die Verhältnisse für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren stabil bleiben. Wenn eine Osteoporose noch nicht zum Knochenbruch geführt hat, rate ich zum Einsatz von Alendronat für zunächst drei Jahre und erwarte, dass auch dann nach Absetzen der Therapie die Verhältnisse für Jahre stabil bleiben. Dies muss natürlich während der Therapiepause regelmäßig in ein- bis anderthalb Jahresabständen überprüft werden.
Reha für Männer besonders wichtig
Der Anspruch auf eine Reha-Behandlung ist in den Paragraphen 1–4 des 9. Sozialgesetzbuches eindeutig geregelt. Die Rehabilitationsziele sind beim Mann die gleichen wie bei der Frau: Es kommen alle nicht medikamentösen Verfahren zur Beschwerdelinderung zum Einsatz, darüber hinaus Remobilisierung sowie Training der Gang- und Standsicherheit als Sturzprophylaxe. In diesem Zusammenhang verdient auch die Vitamin-D-Supplementation einen besonderen Hinweis: Durch Vitamin- D-Ersatz wird die Muskelfunktion verbessert, das Risiko zukünftiger Stürze gesenkt und dadurch auch das Risiko zukünftiger Brüche.
Im Rahmen einer gezielten Rehabilitation werden durch gesundheits- erzieherische Maßnahmen die für einen angemessenen Umgang mit der Krankheit notwendigen Kenntnisse vermittelt. Es erfolgt auch eine psychologische Betreuung der nicht selten im innersten Kern ihres Selbstbewusstseins getroffenen männlichen Patienten mit osteoporotischen Knochenbrüchen.
Abschließend noch ein Hinweis zur Therapie der jüngeren Patienten mit ungewöhnlich aggressivem Krankheitsverlauf. Nachdem bei ihnen die üblichen und gewöhnlich erfolgreichen Behandlungen versagt haben, sollten sie durch ihre behandelnden Ärzte in osteologische Zentren überwiesen werden, denn dort liegen die meisten Erfahrungen im Umgang mit dieser Sonderform der Osteoporose vor.