Knochenschwund (Osteoporose) ist keine neu "erfundene" Krankheit, sondern stellt weltweit ein ständig zunehmendes Gesundheitsproblem dar. Die WHO hat die Osteoporose als eine der zehn wichtigsten Volkskrankheiten eingestuft, denn alleine in Europa sind jede dritte Frau und bereits jeder fünfte Mann davon betroffen, mit den Folgen lang anhaltender Schmerzen, körperlicher Beeinträchtigungen, bis hin zur sozialen Isolierung und Pflegebedürftigkeit.

Andererseits kann die Osteoporose heute schon in ihren Anfangsstadien diagnostiziert und gut behandelt werden, auch wenn sie in der Praxis weitgehend noch immer unterschätzt, unterdiagnostiziert und untertherapiert ist. Das hängt u.a. damit zusammen, dass die Eigenverantwortung für die Knochen-Gesundheit in der Gesellschaft und auch bei den Ärzten noch zu wenig bewusst ist und deshalb einer ständigen Aufklärungsarbeit bedarf.

Die frühe und zuverlässige Diagnose der Osteoporose ist entscheidend für eine effektive Therapie. So selbstverständlich wie heute die Krebsvorsorge durchgeführt wird, ist die Osteoporose-Vorsorge leider noch nicht, auch wenn Informationen über den Knochenstatus wichtig wären und das möglichst lange bevor ein osteoporotischer Knochenbruch auftritt.

Die Knochendichtemessung

Die Osteoporose ist eine schleichende Krankheit, bei der als Spätkomplikationen Knochenbrüche auftreten, bevorzugt an den Wirbelkörpern, am Oberschenkelhals und auch die Arme und das Handgelenk sind häufig betroffen. Weil diese Knochenbrüche mit starken Schmerzen verbunden und häufig auch nach Ausheilung zur dauerhaften Behinderung führen, ist die frühzeitige Diagnose äußerst wichtig.

Die bisher einzige Möglichkeit einer frühen Diagnosestellung der Osteoporose, also vor Auftreten von Knochenbrüchen, ist die quantitative Feststellung der Knochendichte. Sie lässt sich mittels Osteodensitometrie (Knochendichtemessung) bildlich darstellen. Aufgrund der Ergebnisse kann das zukünftige Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden, bestimmt werden, weil eine verringerte Knochendichte auch ohne vorausgehenden Sturz zu Knochenbrüchen führen kann. Die Untersuchung dauert knapp 20 Minuten, spezielle Vorbereitungen sind nicht erforderlich.

Leider wird die Knochendichtemessung von den Pflichtversicherungen bisher kostenmäßig erst dann getragen, wenn es bereits zu einem osteoporotischen Knochenbruch gekommen ist. Das bedeutet, dass die Diagnose erst im fortgeschrittenen Stadium erfolgt. In diesem Stadium, also nach einer bereits aufgetretenen Fraktur, wächst aber das Risiko weiterer Knochenbrüche auf das Dreifache. Damit steigen die Behandlungskosten und die Gefahr dauerhafter Invalidität bis hin zum frühen Tod. Angesichts der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen ist diese Politik absolut unverständlich wenn man bedenkt, dass die Behandlung der Osteoporose und ihrer Folgen pro Jahr ca. 2.5 Mrd. Euro beträgt, die Kosten für die Knochendichtemessung schlagen dagegen lediglich mit 100 Mio. Euro zu Buche.

Eine frühzeitige Überwachung der Knochendichte ist in den folgenden Fällen unbedingt anzuraten:

  • Bei Einnahme von Medikamenten, die Einfluss auf die Knochendichte haben
    (z.B. eine länger als 6 Monate dauernde Kortison-Behandlung)
  • Bei einer frühen Menopause (vor dem 50. Lebensjahr)
  • und bei familiärer Belastung.

Zur Bestimmung der Knochendichte wird ein abgeschwächter Röntgenstrahl (geringste Strahlenbelastung) bei der Passage durch den Körper (im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Oberschenkelhalses) oder durch Ultraschall gemessen. Im Ultraschall wird jedoch nur die Knochenstruktur, nicht aber die eigentliche Knochendichte beurteilt. Zur Knochendichtemessung mit Röntgenstrahlen stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die auf dem Prinzip beruhen, dass der entmineralisierte Knochen strahlendurchlässiger wird.

Die anerkannteste und aussagekräftigste Knochendichtemessung erfolgt mittels DXA (Dual energy X-ray Absorptiometry), die auch von der WHO und dem DVO (dem Dachverband Osteologie) zur Bestimmung der Knochendichte empfohlen wird. Bis zum 60. Lebensjahr werden die Messungen an der Wirbelsäule vorgenommen, dann sollte die Messung eher im Bereich des oberen Hüftknochens erfolgen, weil der zunehmende Verschleiß der Wirbelsäule möglicherweise die Messwerte verfälschen könnte.

Weitere Mess-Methoden sind:

  • Die quantitative Computertomographie (QCT), bei der die Knochenrinde und die Knocheninnenstruktur (Spongiosaknochen) getrennt gemessen werden können. Dies könnte ein Vorteil gegenüber der DXA-Methode sein, der jedoch durch die geringere Messgenauigkeit aufgehoben wird
  • Die periphere quantitative Computertomographie (pQCT), bei der die Knochensubstanzmenge (pro Volumen des Knochens) am Unterarm gemessen wird.

Im Gegensatz zur DXA-Messung ist die Bestimmung der Knochendichte mittels QCT erst an wenigen Instituten in Deutschland möglich.

Wann soll die Knochendichte gemessen werden?

Bei bestimmten Risikofaktoren sollte die Messung der Knochendichte sobald wie möglich erfolgen, denn sie entspricht in der diagnostischen Bedeutung z.B. dem EKG, um ein mögliches Herzinfarktrisiko ausschließen zu können. Durch eine frühzeitige Feststellung der Knochendichte ist auch eine früh- und damit rechtzeitig Behandlung von drohenden oder bereits eingetretenen Veränderungen an der Knochensubstanz möglich.

Die Untersuchung dient nicht dazu, Patienten mit einer Krankheitsdiagnose zu etikettieren und möglicherweise Befürchtungen zu schüren, sondern soll dazu beitragen, die Ängste vor der Knochenbrüchigkeit des Alters zu senken. Immerhin erleben 40% aller Frauen und 15% aller Männer Knochenbrüche im Alter, die bei frühzeitiger Diagnostik und angemessener Therapie verhindert werden können.

Sinnvoll ist der Einsatz der Knochendichtemessung in folgenden Situationen:

  • bei Männern und Frauen mit bekannten Risikofaktoren
    (familiäre Belastung, verminderter Bildung von Sexualhormonen, Krankheiten, die Osteoporose erzeugen können)
  • bei Patienten mit auffälligen Befunden im Röntgenbild
  • bei längerer Behandlung mit Medikamenten, die die Knochendichte verändern können (z.B. Glucocorticoiden)
  • nach Organtransplantationen (nach einer Herztransplantation liegt das Risiko einer Osteoporose mit rasch auftretenden Knochenbrüchen bei ca. 30%)
  • bei bestimmten Knochenkrankheiten
  • zur Behandlungskontrolle.

Was wird gemessen?

Gemessen wird der Mineralgehalt durch die Berechnung der Strahlenabschwächung auf ihrem Weg durch den Knochen. Dieser Wert wird als T-Wert angegeben und mit dem Normwert eines gesunden Menschen im Alter von ca. 30 Jahren verglichen. Das individuelle Ergebnis der Messung zeigt dann eine eventuelle Abweichung von diesem Normwert. Der T-Wert als Messgröße gilt jedoch nur für Frauen und auch nur bei der Messung mit einem DXA-Gerät.

  • 0 bis -1: normale Knochenwerte
  • -1 bis -2,5: Osteopenie (Knochenarmut)
  • kleiner -2,5: Osteoporose (Knochenschwund)
  • kleiner -2,5 und bereits stattgefundene typische Knochenbrüche:
    manifeste Osteoporose.

Ein zweiter Referenzwert ist bei der DXA-Messung der sogenannte Z-Wert. Dazu wird das individuelle Ergebnis der Knochendichte mit "Normalpersonen" gleichen Alters und gleichen Geschlechts verglichen.

Bei anderen Messmethoden (CT oder Ultraschall) müssen die gemessenen Werte anders beurteilt werden.

Die Ergebnisse der Knochendichtemessung beeinflussen die weitere Vorgehensweise. Je stärker der Mineralgehalt der Knochen vom Normalwert abweicht, umso dringender ist eine adäquate Behandlung. Während bei Werten bis -2,5 die Einnahme von Calcium und Vitamin D3 sowie genügend Bewegung und eine knochengesunde Ernährung ausreichend sein können, muss bei Werten von kleiner als -2,5 unverzüglich eine adäquate Therapie z.B. mit Bisphosphonaten eingeleitet werden.