Stürzen und Hinfallen ist keine ausschließliche Sache des Alterns und des Alters. Niemand ist davor sicher, das Gleichgewicht zu verlieren und hinzufallen. Kleine und Große, Junge und Alte stürzen, dutzende von Fernsehserien laufen mit nichts anderem als privat und professionell gedrehten Sturzereignissen, inklusive schadenfreudigem Gelächter.

Stuntmen leben von Stürzen und haben nicht nur gelernt, den Aufprall abzufedern, sondern beugen auch durch alle möglichen Aufprallschutz- vorrichtungen schmerzhaften Folgen vor. Der "Normalstürzer" fällt und stürzt unvorbereitet, aber meist in gewohnter Umgebung Zuhause. Ursache hierfür sind überwiegend Leichtsinn oder Unaufmerksamkeit, in höherem Alter auch eingeschränkte Koordination der Bewegung und verzögerte Reaktions- fähigkeit durch Bewegungsarmut, Erkrankungen oder als Begleiterscheinung von Medikamenten. Solange ein Sturz außer ein paar blauen Flecken nur ein lädiertes Selbstwertgefühl zur Folge hat, lässt er sich verschmerzen. Werden Knochen, Gelenke, Sehnen oder Bänder in Mitleidenschaft gezogen, können bleibende Schäden entstehen. Besonders tragisch wirkt sich das bei älteren Menschen aus. Schätzungen zufolge fällt mehr als ein Drittel aller über 65- jährigen mindestens einmal im Jahr hin, mit dem Risiko von schweren Verletzungen, die im Extremfall tödlich enden können.

Weitaus am häufigsten geht dabei der Oberschenkelhalsknochen zu Bruch, der bei älteren Menschen meist nur noch schlecht heilt und mehr als die Hälfte seiner "Opfer" auch nach der Heilung in ihrer Bewegung deutlich eingeschränkt lässt. Jeder 5. wird ein Pflegefall auf Dauer und ein weiteres Fünftel verstirbt innerhalb des folgenden Jahres. Nach einem so folgenreichen Sturz beginnt für die Betroffenen häufig ein Teufelskreis aus Angst vor neuen Stürzen, die sie durch weniger Bewegung vermeiden wollen. Dadurch schwindet die Muskelkraft, die Bewegungskoordination lässt nach und sie werden beim Gehen immer unsicherer: der nächste Sturz ist bereits vorprogrammiert.

Dem Sturz und seinen Folgen vorbeugen

Das beste Mittel, um Stürze zu vermeiden ist regelmäßige Bewegung und ein alters- entsprechendes Krafttraining.

Wissenschaftliche Auswertungen haben gezeigt, dass Schwindelanfälle oder eingeschränkte Sicht seltener zu Stürzen führen als die mangelnde Bewegungs- koordination älterer Menschen, die übrigens auch im Zusammenhang mit einem Vitamin-D-Mangel steht. Zu wenig Bewegung baut auch die Reaktionsfähigkeit ab, so dass man in Gefahrensituationen nicht mehr schnell genug reagieren kann. Ein falscher Schritt auf der Treppe, ein rutschender Teppich oder eine wackelige Leiter und das blitzschnelle Festhalten kommt nicht schnell genug, der Sturz ist die unvermeidbare Folge.

Regelmäßige Bewegung heißt aber nicht, täglich ein Dutzend Mal im Hausflur hin- und hergehen, das ist zu wenig und schult weder den Gleichgewichtssinn, noch bringt es die Muskulatur in Form. Spazierengehen und Walken in freier Natur müssen es schon sein. Dazu braucht der Körper auch Krafttraining und Balance-Übungen, um "laufend" in Schuss zu sein. Wer regelmäßig mindestens einmal in der Woche im Fitness- Studio die Muskeln an den diversen Geräten stärkt (z.B. Zirkeltraining) und zusätzlich die Balance trainiert – ideal ohne Altersbegrenzung Yoga, QiGong, TaiChi – sorgt Stürzen bestens vor. Außerdem macht Bewegung Spaß und hält auch das Gehirn jung.

Mit dem Training beginnen kann fast jeder und auch ein 80jähriger kann noch von einem Kraft- und Gleichgewichtstraining profitieren. Schon ein Hanteltraining während der Nachrichten oder einem Film vor dem Fernseher baut die Arm- oder Beinmuskulatur allmählich auf. Es gibt heute für jeden Zweck und nahezu jeden Geldbeutel Heimgeräte, mit denen sich wirkungsvoll trainieren lässt, wenn man den Weg ins Fitness- Studio scheut. Und sogar die Alltagsarbeit lässt sich sinnvoll nutzen: z.B. wechselnd auf einem Bein kochen oder Geschirr spülen fördert den Gleichgewichtssinn und stärkt die Beinmuskulatur. Jede ungewohnte, neue Bewegung ist für den Körper eine Herausforderung und trainiert das Koordinationsvermögen. Diese Maßnahmen sind aber zeitintensiv und greifen nicht sofort. Das Statistische Bundesamt vermeldet zirka 150.000 Hüftfrakturen (Oberschenkelhalsknochen) im Jahr, mit einer Steigerungsrate von jährlich 4 Prozent. 75.000 Patienten, die Hälfte also, werden nicht wieder voll beweglich und 30.000 können sich nicht mehr selbst versorgen und bleiben ein Pflegefall. Die unmittelbaren Kosten zur Behandlung der Hüftfrakturen belaufen sich auf ca. 1 Mrd. Euro pro Jahr, nicht eingerechnet pflegerische Langzeitkosten. Die Interventionen zur Sturzvermeidung sind so zahlreich wie die Anlässe, die einen Sturz auslösen. Wie bereits erwähnt, kommt dem Training von Balance und Kraft die größte Bedeutung zu, wenn diese Maßnahmen von weiteren flankiert werden. Dazu gehören:

• Das Tragen von Hüftprotektoren kann den Sturz zwar nicht verhindern, aber wirkungsvoll die Folgen: Hüftprotektoren absorbieren die Sturzenergie und leiten sie in das umgebende Muskelgewebe, so dass das Hüftgelenk und der Oberschenkelhals geschont werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Maßnahme sofort greift und die Hüftprotektoren der neuen Generation selbst nachts problemlos getragen werden können. Die Wirksamkeit von Hüftprotektoren ist in zahlreichen Untersuchungen eindeutig nachgewiesen. Fragen Sie Ihre Krankenkasse bezüglich der Kostenübernahme. Aber auch wenn Sie den höchst wirkungsvollen Schutz für ihre Hüften selbst finanzieren müssen, im Vergleich zu den möglichen Risiken, dem Schmerz und Leid, macht er sich auf jeden Fall bezahlt.

• Die regelmäßige Einnahme von Calcium und Vitamin D – auch bei regelmäßiger Sonnenexposition, da bei älteren Menschen die Bildung von Vitamin D in der Haut unter dem Einfluss von UVB-Strahlen eingeschränkt ist.

• Überprüfung der Sicht und ggf. das Tragen einer Brille bzw. die Anpassung der Gläser auf die neue Sehstärke.

Die Vermeidung von Hüftfrakturen ist eine Präventivmaßnahme, die wenig kostet, aber viel Geld und Leid sparen hilft. Das sollten auch die Entscheidungs-Gremien einsehen und die Kostenübernahme Patienten- aber auch Kassen-freundlich regeln.

Sturz-vorbeugende Maßnahmen

  • Erhöhung von Kraft und Balance durch gezieltes Training zu Hause oder in der Gruppe, z.B. mit Gewichtsmanschetten
  • Überprüfung der Sehkraft, automatische Lichtquellen in der Nacht
  • Überprüfung und Beseitigung von Stolperfallen zu Hause (lose Teppiche, Kabel, glatte Treppen, Türschwellen)
  • Hüftprotektoren zur Vermeidung von Hüftfrakturen, in Verbindung mit einführendem Schulungsprogramm
  • Feste Schuhe, im Winter mit Gleitschutz, Gehhilfen, rutschfeste Socken zu Hause
  • die Einnahme von Vitamin D und Calcium
  • Handgriffe und rutschfeste Matten im Bad
  • Überprüfung der Medikamente (besonders Schlaf- und Beruhigungsmittel)