Es ist leichter, als Sie denken – man muss nur anfangen. Und etwas guten Willen und Geduld aufbringen. Natürlich gibt es auch Bedenken. Zum Beispiel fürchten manche, nicht genügend Interessenten für ihr Thema zu finden. Stimmt nicht, es gibt mehr, als Sie glauben – gerade unter den älteren Menschen finden Sie häufig Osteoporose-Betroffene. Auch fürchten einige die Verantwortung und meinen für die Gruppe, die auf ihre Initiative hin entstehen soll, allein verantwortlich zu sein oder anderen Mitgliedern etwas bieten zu müssen. Von solchen Gedanken sollten Sie sich nicht abschrecken lassen. Wenn Sie eine Selbsthilfegruppe gründen wollen, heißt das nicht, dass Sie diese Gruppe leiten. Sie machen nur den Anfang. Einige Tipps:
Suchen Sie für Ihre Gruppe zunächst Gleichgesinnte und Interessierte. Fragen Sie sich, wen Sie persönlich kennen oder wer als Vermittler helfen kann. Vermittler sind solche Menschen, die wiederum viele andere mit Osteoporose kennen, z.B. Ärzte in Praxen und Kliniken, Physiotherapeuten, Apotheker – all diejenigen, die im weitesten Sinne etwas mit der Behandlung von Osteoporose zu tun haben. Reden Sie mit ihnen und erzählen von Ihrem Vorhaben – und scheuen Sie sich nicht, nach Hilfe und Unterstützung zu fragen. Fragen Sie vielleicht zuerst den Hausarzt, wo Sie andere Menschen mit Osteoporose finden – er kann Ihnen helfen. Mediziner, Therapeuten und Apotheker wissen, wie wichtig Selbsthilfe ist. Und oft unterstützen sie eine Gruppengründung. Sprechen Sie sie persönlich an, schildern Sie, dass Sie eine Gruppe gründen wollen, was Sie erwarten und welche Vorstellungen Sie haben.
Entwerfen Sie einen kleinen Handzettel, schildern in zwei Sätzen Ihr Vorhaben und wie man Sie erreichen kann (am besten mit Namen und Telefonnummer), und machen Sie Aushänge an Anschlagbrettern der Gemeinde, bei Apotheken, im Supermarkt, in Arztpraxen, im Altenheim, im Seniorenzentrum, bei der Caritas oder dem Roten Kreuz. Auch können Sie den Pfarrer der Gemeinde fragen, ob er Betroffene oder Interessierte kennt.
Rufen Sie bei der Lokalzeitung an, beschreiben Ihr Vorhaben und bitten den zuständigen Redakteur, darüber zu schreiben.
Informieren Sie sich, ob es in Ihrer Nähe regionale Selbsthilfe-Kontaktstellen gibt, die Ihnen bei der Suche behilflich sein können.
Selbsthilfe - das erste Treffen
Wenn Sie einige Gleichgesinnte gefunden haben (ideal sind 8-10) und Namen und Telefonnummern von Interessierten haben, vereinbaren Sie ein erstes Treffen. Vollkommen zwanglos – als würden Sie zu einem Kaffeekränzchen einladen. Bislang kennen nur Sie die Einzelnen, jetzt müssen sich alle zusammen kennenlernen.
Setzen Sie sich erst einmal zusammen - im Nebenraum eines Restaurants oder im Café, im Gemeindehaus, wo immer Sie wollen. Private Räume, wie z.B. die eigene Wohnung, sind ungünstig, da hier immer einer die Gastgeberrolle hat. Das erste Gespräch ist nicht die Gründung der Gruppe, es ist ein unverbindliches Kennenlernen. Nehmen Sie sich Zeit und reden miteinander über die Idee, etwas zusammen zu machen. Die ersten Gemeinsamkeiten haben Sie ja schon: alle haben Osteoporose, alle haben sich die Zeit genommen und sind zum Treffen gekommen – und alle sind interessiert! Das sind schon die Stichworte für die Begrüßung. Und dann muss man erst einmal miteinander reden…
Denken Sie an etwas zum Schreiben, machen Sie sich Notizen zu den wichtigsten Stichpunkten des Gesprächs. Fragen Sie, was die Menschen verbindet, warum sie gekommen sind und was sie erwarten. Ermuntern Sie andere zu Fragen und Vorschlägen. Überstürzen Sie nichts – bis jetzt haben Sie nur für dieses Treffen Gleichgesinnter gesorgt, alles Weitere kann gemeinsam besprochen werden. Als Leitfaden, was es zu besprechen gilt, einige Vorschläge und Fragen, die Sie überdenken und diskutieren sollten:
Was wollen wir erreichen?
Was soll die Gruppe hauptsächlich tun? Natürlich ist es ein gemeinsames Ziel (weil es ja eine Osteoporose-Selbsthilfegruppe werden soll) mit der bestehenden Osteoporose möglichst gut zurechtzukommen. Was interessiert die Menschen, welches sind die weiteren Ziele (z.B. Information zu Bewegung, Ernährung, Medikamente, Schmerz-Strategien, Sturz-Prävention usw.) und welchen Weg wollen Sie wie beschreiten? Welche Rolle spielt die Aktivität, die Bewegung, das Training oder welchen Stellenwert hat die Vermittlung von Wissen? Notieren Sie die wichtigsten Stichpunkte, um sie zusammenfassen zu können.
Die Größe der Gruppe
Auch wenn sich zum ersten Gespräch nur wenige treffen, eine Gruppe sollte erfahrungsgemäß etwa 10-15 Mitglieder haben. Wie viele Interessierte sind zum ersten Gespräch gekommen? Wie ist die Meinung, ob man genügend weitere mögliche Mitglieder findet? Wer kennt andere, die vielleicht auch noch mitmachen wollen?
Die Mitarbeit
Nicht alle Arbeit darf an einer Person hängen bleiben, auch nicht an Ihnen. Die Mitarbeit aller zählt. Es sollten sich möglichst viele Mitglieder an den organisatorischen Arbeiten beteiligen – Sie sollten auch überlegen, was alles an möglichen Tätigkeiten anfällt (notieren Sie auch hier die wichtigsten Stichpunkte).
Entscheidungen
Die Gruppenarbeit sollte so aufgeteilt werden, dass einerseits Entscheidungen schnell getroffen werden können, dass aber andererseits auch alle die Möglichkeit haben, sich in an Entscheidungen zu beteiligen.
Das Miteinander
Selbsthilfegruppen müssen nicht ständig Probleme wälzen, es darf auch gelacht werden. Ernsthaftigkeit und Heiterkeit dürfen nebeneinander bestehen. Und es ist wichtig, dass sich ein angenehmes und vertrautes Klima entwickelt. Jedem in der Gruppe muss klar sein, dass jeder für die Gruppe da ist – keiner ist der Diener des anderen.
Wie organisieren wir uns?
Wenn sie gemeinsam eine Gruppe gründen wollen, ist es wichtig für die Gründung einiges an Organisatorischem zu besprechen:
- Wie oft wollen sie sich treffen? (vielleicht 1x pro Woche oder alle 14 Tage?) An welchem Tag, zu welcher Uhrzeit?
- Wo will man sich treffen? (bitte bedenken Sie bei den Räumlichkeiten, ob der Raum verfügbar ist, ob er die richtige Größe hat und ggf. leicht zu erreichen ist, ob der Raum für eine Gruppensitzung geeignet ist, ob er ruhig ist und eine angenehme Atmosphäre hat usw.) Kennt jemand aus der Gruppe eine passende Räumlichkeit oder weiß einer, wo man fragen kann? (z.B. bei der Gemeinde, im Rathaus, bei Volkshochschulen, bei Selbsthilfe-Kontaktstellen, bei der Caritas, dem Roten Kreuz, bei der Kirche usw.)
- Vereinbaren, dass anfallende Arbeiten gemeinsam übernommen werden und dass nicht alles an einer Person hängen bleibt.
- Was ist jetzt noch zu tun und was könnte später anfallen? Wer kann gut organisieren, wer übernimmt die ersten Aufgaben?
- Wer notiert jetzt eine Liste mit Namen und Telefonnummern aller, die mitmachen wollen? Und wann und wo wollen Sie dann zusammen die Gruppe offiziell gründen?
Am Ende des ersten Treffens sollten Sie wissen, wer bei der Gruppe mitmachen will, ob es noch Fragen gibt und wie dieses erste Treffen den Einzelnen gefallen hat. Sobald Sie wissen, wann und wo sich die, die mitmachen wollen, das nächste Mal treffen, laden Sie in den nächsten Tagen alle Interessenten schriftlich zum Gründungstreffen ein. Es gibt auch Gruppen, bei denen das erste Treffen gleich zur Gruppengründung führt – die fassen diesen und den folgenden Schritt auf einmal zusammen.
Die Gruppengründung
Das Wichtigste haben Sie geschafft: das erste unverbindliche Gespräch. Sie haben neue Freunde und Mitstreiter gewonnen! Die Gruppengründung ist der nächste Schritt, jetzt ganz offiziell: Wer ist dabei und was macht die Gruppe? Sie haben einen Termin und einen Ort vereinbart, Sie haben eingeladen. Jetzt geht es darum, Nägel mit Köpfen zu machen: Sie wollen eine Selbsthilfegruppe ins Leben rufen.
Stellen Sie sich darauf ein, dass einige neue Gesichter auftauchen und andere, die kommen wollten, nicht kommen. Wieder andere werden sich verspäten. Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen, das ist ganz normal: So wie bei einer Veranstaltung oder einem größeren Fest scheuen sich viele Menschen auch bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe, in einer neuen, unbekannten Situation die ersten zu sein. Andere werden Schwierigkeiten haben, den Raum zu finden. Am Anfang ist Geduld gefragt. Jetzt zeigt sich, wer wirklich Interesse hat. Gehen Sie einfach pünktlich zu dem Treffen und planen Sie ein, dass sich nicht alles planen lässt…
Das Treffen kann dann folgenden Verlauf nehmen: Die Interessenten stellen sich (noch einmal) gegenseitig vor. Oft ist dabei das 'Du' üblich, weil man sich so schneller näher kommt. Sie nennen ihre (Vor-)Namen, schildern die Gründe für Ihr Interesse an der Gruppe und beschreiben die jeweiligen Wünsche und Erwartungen. Meist beginnt nach dieser ersten Runde spontan ein Gespräch, in dem die Einzelnen ihre momentane Lebenssituation, ihre Unsicherheiten und Interessen oder persönlichen Belastungen näher erzählen. Jeder sollte sagen, was ihn an der Gruppe interessiert und warum er dabei sein will. Wichtig ist, erst einmal miteinander zu reden. Und einen Weg zu finden, den man gemeinsam gehen will. Und welche Erwartungen bestehen. Am Anfang ist eine Gruppengründung wie ein Puzzle – man weiß nicht recht, was wohin gehört. Aber mit der Zeit formt sich ein Bild.
Alle zusammen sollten gemeinsam überlegen, womit sie sich bei zukünftigen Treffen beschäftigen wollen und wie diese verlaufen sollen. Alle zusammen sind natürlich auch zunächst noch etwas unsicher – man kennt sich noch nicht richtig. Aber nach der Vorstellungsrunde gibt sich das meistens, die Vertrautheit findet sich im Lauf der Zeit. Die gemeinsamen Interessen helfen zu den ersten gemeinsamen Gesprächen – auch will man ja zusammen einen wichtigen Schritt im Umgang mit der Osteoporose tun. Gerade wenn die Teilnehmer sich vorstellen und die Gründe und Erwartungen an die Gruppe schildern, kommt oft viel an persönlichen Erfahrungen – trotz des gleichen Krankheitsbildes ist die Perspektive unterschiedlich. Und daraus ergibt sich Gesprächsstoff. Gehen Sie daher ausführlich auf Motive, Hoffnungen und Wünsche ein, auch auf Ängste und Befürchtungen.
Wichtig: Nicht Sie müssen das Gespräch leiten, aber Sie sollten vor Beginn sagen, dass alle die gleiche Aufgabe haben, die Gruppe zu bilden und zu formen. Wenn alle sich öffnen, ist es leichter, sich kennenzulernen und gemeinsame Ziele für die Gruppe zu finden. Offene Gesprächsbereitschaft, gegenseitiges Interesse und aktive Kommunikation bilden den Kern, aus dem die Gruppe und ihre Aufgaben wachsen. Sprechen Sie gemeinsam darüber, was Sie wollen. Dies könnte sein:
- Wie können Sie sich gegenseitig unterstützen? Wie Unterstützung finden und wie Hilfe bieten? Wenn andere auch von Osteoporose betroffen sind, dann werden auch Fragen, Ängste und Probleme leichter verstanden, dann finden sich aber auch immer Möglichkeiten, damit umzugehen...
- Wie das Leben mit Osteoporose lebenswert gestalten? Über positive Erfahrungen und Erlebnisse berichten...
- Weitere Informationen zum Krankheitsbild: Wer kann was beitragen oder wer kennt jemanden, der etwas beitragen kann? Bestehendes Wissen diskutieren und neue Erfahrungen einbringen…
- Besteht die Möglichkeit, Ärzte, Apotheker oder Physiotherapeuten einzuladen, um einen Vortrag zum Thema Osteoporose zu hören? Was sagen verschiedene Fachleute?
- Ohne Training und Bewegung ist eine umfassende Therapie undenkbar. Wollen Sie ein gemeinsames Training? Wenn ja, wann und wo? Wie findet die Gruppe einen geeigneten Therapeuten?
- Auch besteht die Möglichkeit, dass ein Mitglied unseres Verbandes zu Ihrem Gründungstreffen kommt und Sie mit Rat und Tat unterstützt. Wir sprechen mit möglichen Trainern und geben Tipps, wie es weiter gehen könnte > fragen Sie uns!
Am Ende des zweiten Treffens sollten Sie wissen, wer bei der Gruppe mitmachen will. Erstellen Sie eine Liste mit den Mitgliedern (Name, Adresse, Telefonnummer) und vereinbaren Sie den nächsten Termin.
Selbsthilfe bei Osteoporose - Themen
Osteoporose ist eine über das normale Maß hinausgehende Verminderung der Knochenmasse. Die Knochen werden zunehmend weniger belastbar, verlieren an Stabilität und können schon bei geringer Belastung oder einfachen Stürzen brechen. Das aber werden die meisten von Ihnen schon wissen.
Was kann man tun und wie mit der Krankheit umgehen? Das Wissen über die Krankheit und die Information, wie man mit Osteoporose gut leben kann, sind entscheidend für den eigenen Lebensstil. Neben dem sportlichen Training haben es sich viele Gruppen zur Aufgabe gemacht, dieses Wissen auszubauen. Ein paar Vorschläge für Themen, die sie ansprechen können:
Osteoporose
Osteoporose ist eine Stoffwechselkrankheit. Der Begriff bedeutet übersetzt "poröser Knochen", der Volksmund spricht von "Knochenschwund" und bezeichnet damit deutlich, was geschieht: Es wird mehr Knochen ab- als aufgebaut. Wie geschieht das? Bitten Sie einen Mediziner um einen Vortrag…
Therapie
Die entscheidenden Säulen der Therapie und einer umfassenden Behandlung: gesunde Ernährung mit Calcium und Vitamin D, ausreichend richtige Bewegung, Medikamente, Umgang mit Schmerz und Sturz-Prävention. Vereinbaren Sie zu jedem Thema eine eigene Gesprächsrunde – jeder soll sich vorbereiten und etwas beitragen…
Ernährung
Die geeignete Ernährung ist vor allem "gesund" - und eine, die den Knochen festigt und stärkt. In erster Linie mit ausreichend Mineralien, Spurenelementen, Calcium und Vitamin D. Wie setzen die Mitglieder dies im Alltag um?
Bewegung
Körperliches Training wird bei Osteoporose zur Notwendigkeit: über Sport die Muskulatur aktiv erhalten, über Belastung die Knochen stärken und aufbauen. Warum ist das richtige Training so wichtig? Bitten Sie einen Physiotherapeuten oder einen Arzt um einen Vortrag…
Medikamente
Osteoporose-Medikamente können in mehrfacher Hinsicht wirken: Sie verhindern den weiteren Knochenabbau und/oder sie unterstützen den Knochenaufbau. Was wissen Sie darüber? Bitten Sie einen Apotheker um einen Vortrag…
Rückenschmerzen
Osteoporose und Rückenschmerzen gehen leider allzu oft Hand in Hand – das führt dann zu verminderter Bewegung oder Beweglichkeit. Wie gehen die Mitglieder der Gruppe mit Schmerzen um? Bitten Sie einen Schmerztherapeuten oder Arzt um einen Vortrag…
Sturz-Prävention
Koordination, Balance und Stabilität spielen beim Umgang mit Osteoporose eine nicht zu unterschätzende Rolle – frei nach dem Motto: "Wer nicht stürzt, bricht sich nichts". Was kann jeder Einzelne tun, um Stürze zu vermeiden?
Selbsthilfe
Was möchten Sie noch alles tun? Auch wenn Eigeninitiative und die Bereitschaft zur Selbsthilfe an der Spitze der Osteoporose-Therapie stehen, dürfen das Vergnügen und die Gemeinsamkeit nicht zu kurz kommen. Was wollen Sie noch zusammen unternehmen?
Eine Selbsthilfegruppe gründen
Teil 1 - Was will Selbsthilfe? Das Ziel: gemeinsam stark, d.h. Menschen, die aktiv gegen ein vergleichbares Schicksal angehen » Entscheidung zur Selbsthilfe
Teil 2 - Gleichgesinnte finden und wie eine Gruppengründung ablaufen kann. Es ist leichter, als Sie denken – man muss nur anfangen » Gleichgesinnte finden
Teil 3 - Warum Auswahl von Trainer und Training bei Osteoporose so wichtig sind. Und Funktionstraining als das 'richtige' Training » Trainer und Training