Zur Behandlung der Osteoporose nach den Wechseljahren und bei der Osteoporose des Mannes sind die Mittel der 1. Wahl die Bisphosphonate. Bei der Frau kann auch alternativ Raloxifen (Evista®, Optruma®) eingesetzt werden. Raloxifen ist eine Substanz, die neben der knochenabbauhemmenden Wirkung einen Schutz vor Brustkrebs bietet. Die Bisphosphonate sind bekannt unter den Namen Fosamax ® und Actonel®. Sie lagern sich direkt am Knochen an, hemmen die Aktivität der Knochenfresszellen und damit den Knochenabbau. Bisphosphonate können viele Jahre eingenommen werden ohne einen negativen Einfluss auf die Knochenqualität. In zahlreichen Studien ist die Wirksamkeit der Bisphosphonate und von Raloxifen getestet worden. Beide Medikamente liefern sehr gute Daten zur Senkung des Knochenbruchrisikos im Bereich der Wirbelsäule und die Bisphosphonate auch im Bereich der Hüfte.
Aber was ist mit den Patienten, bei denen unter dieser Therapie die Knochendichte nicht ansteigt und weitere Knochenbrüche entstehen? Knochenbrüche führen zu starken Schmerzen und Einschränkung der Lebensqualität. Eine rasche Behandlung ist notwendig, damit der Knochen wieder stabil und belastbar wird und weitere Knochenbrüche vermieden werden. Durch die Behandlung sollten sich rasch Mobilität und Lebensfreude wieder einstellen. Bevor nun ein neues Medikament eingesetzt wird, muss eine fehlerhafte Medikamenten- Einnahme ausgeschlossen werden. In seltenen Fällen beobachten wir jedoch bei regelmäßiger Medikamenten- Einnahme keine messbare Wirkung. Man spricht dann von sogenannten "Nonrespondern". In anderen Fällen kann, ähnlich wie bei Antibiotika, mit der Zeit eine Wirkungsabschwächung bzw. Resistenz entstehen. Oder es müssen über eine Laboruntersuchung mögliche andere Ursachen für die Osteoporose ausgeschlossen werden.
Wenn nun unter Bisphosphonaten oder Raloxifen der gewünschte Therapieerfolg nicht eintritt, steht mit Teriparatid ein neuer Wirkstoff zur Verfügung, der auf dem Wirkprinzip des Knochenaufbaus beruht.
Seit Jahren ist in Deutschland für die schwere, manifeste Osteoporose der postmenopausalen Frau das Teriparatid (Forsteo®) zugelassen. Es handelt sich um ein Fragment des Parathormons (PTH 1-34). Studien zeigen eine sehr gute Wirkung bei der schweren Osteoporose zur Verminderung von Wirbelkörperbrüchen, Ergebnisse zu Schenkelhalsbrüchen liegen noch nicht vor. Teriparatid regt den Knochenstoffwechsel an und ist in der Lage, neuen belastbaren Knochen zu bilden. Der Wirkstoff ist ein Abkömmling des Parathormons. Parathormon ist ein körpereigenes Hormon, das von der Nebenschilddrüse gebildet wird und den Calcium-Spiegel im Blut reguliert. Ist zu wenig Calcium im Blut, mobilisiert Parathormon Calcium aus dem Knochen. Leider schwächt es damit die Knochensubstanz. Es erscheint paradox, ausgerechnet Parathormon zur Osteoporose-Therapie einzusetzen. Wird aber Teriparatid (Parathormon-Fragment) gespritzt, wirkt es wie ein Impuls am Knochen, und es kommt zu einer gesteigerten Aktivität der Knochenaufbauzellen. Neuer Knochen wird gebildet, die Knochenstruktur wird verbessert, neue Knochenbälkchen werden aufgebaut und unterbrochene Knochenbälkchen repariert. Im Vergleich zu den Bisphosphonaten und Raloxifen, die den Knochenabbau hemmen, fördert Teriparatid den Knochenaufbau.
Das Medikament wird täglich mit einem "Einweg-Injektor" vom Patienten selbst unter die Haut von Bauch und Oberschenkel gespritzt. Der "Einweg- Injektor" funktioniert wie eine Spritze, ist jedoch viel einfacher zu handhaben. Wie auch bei anderen Osteoporose-Therapeutika ist bei der Behandlung mit Teriparatid (Forsteo®) eine Basisbehandlung mit Calcium und Vitamin D Grundvoraussetzung. Die Behandlungsdauer mit Teriparatid beträgt maximal 18 Monate.
Das Bayerische Osteoporose-Zentrum der Universität München hat vor kurzem eine "Forsteo®-Schule" für Patienten mit schwerer Osteoporose eingerichtet, mit dem Angebot einer intensiven Patientenschulung. Der Patient wird über seine Risikofaktoren aufgeklärt und bekommt einen Fragebogen ausgehändigt, auf dem er das Ansprechen des Medikamentes auf die Schmerzen einträgt. Dann erlernt er mit dem "Einweg- Injektor" umzugehen und sich selbstständig das Medikament zu verabreichen. In einer begleitenden Vortragsreihe erfährt er mehr über die Osteoporose- Erkrankung sowie wichtige Details über eine knochengesunde Ernährung und körperliche Bewegung. Auch wird das Thema Stolperfallen und Hilfsmittel besprochen. Engmaschige Kontrollen der Knochendichtemessung werden durchgeführt, um den Erfolg zu dokumentieren. Mit dieser neuen Einrichtung soll den besonders gefährdeten Osteoporose-Patienten geholfen werden.