In einer eigenen Untersuchung an Patienten, die wegen eines Schenkelhals- bruches (hüftnahe Frakturen) in eine Rehabilitationsklinik aufgenommen wurden, waren 25 Prozent der Patienten Männer. Auffallend war, dass sie im Durchschnitt jünger waren als die weiblichen Patienten. Das könnte daran liegen, dass osteoporotische Knochenbrüche bei Männern früher auftreten (dagegen sprechen allerdings die Daten wissenschaftlicher Untersuchungen), könnte aber auch Ausdruck der Demographie sein: Durch den 2. Weltkrieg, aber auch einer allgemein kürzeren Lebenserwartung der Männer sind in den älteren Jahrgängen deutlich weniger Männer als Frauen vertreten. In Zukunft wird sich die Situation aber verändern, so dass mehr Männer auch in den älteren Jahrgängen vertreten sein werden. Schon alleine dadurch wird die männliche Osteoporose an Bedeutung zunehmen.
Ein weiterer wichtiger Grund ist auch die veränderte Lebensweise der Männer: Während früher viele in Berufen tätig waren, die eine starke körperliche Aktivität erforderten, sitzen heute die meisten Männer ebenfalls im Büro; und auch in den früher sehr viel Krafteinsatz fordernden Berufen hat die Technik Einzug gehalten (auch der Landwirt sitzt heute auf dem Traktor oder bedient den Computer, während er früher hinter dem Pflug herlief und ihn mit viel Krafteinsatz lenken musste). Die zunehmende Bewegungsarmut der Männer, die besonders im Rentenalter zu beobachten ist (die Frauen sind durch die Hausarbeit oft körperlich mehr gefordert), spielt sicherlich eine bedeutende Rolle.
Schließlich sollte man auch nicht vergessen, dass heute die diagnostischen Methoden verfeinert sind und dass deshalb bei solchen Männern häufiger eine Osteoporose diagnostiziert wird, bei denen früher die Diagnose "Wirbelsäulensyndrom" ohne weitere Differenzierung gestellt wurde.
Ursachen der Osteoporose beim Mann
Auch bei den Männern wird der Knochenstoffwechsel wesentlich von den Sexualhormonen bestimmt: das Testosteron als männliches Hormon ist wichtig, aber auch das weibliche Hormon Östradiol ist bei Männern präsent und für den Knochenstoffwechsel notwendig. Auch bei Männern nimmt die Konzentration der Sexualhormone mit dem Alter ab, allerdings nicht so abrupt wie bei Frauen. Auch die Aktivität des Wachstumshormons nimmt ab und der Vitamin-D-Stoffwechsel verändert sich, was zu einer schlechteren Verwertung des Nahrungscalciums führt.
Die körperliche Inaktivität spielt genau so eine Rolle wie die Risikofaktoren: Missbrauch von "Genussmitteln" (Nikotin, Alkohol), einseitige Ernährung (mangelnde Zufuhr an Kalzium und Mineralstoffen, zu hoher Salzkonsum, zu wenig Vitamine).
Diagnose der Osteoporose beim Mann
Weil die männliche Osteoporose relativ häufig auf andere Erkrankungen zurückzuführen ist, muss auf jeden Fall eine sorgfältige Diagnostik (Abklärung der Ursachen) erfolgen. Zunächst wird die Knochenerkrankung durch Nachweis einer reduzierten Knochendichte (Knochendichtemessung, bevorzugt mittels DXA-Methode) und durch die Feststellung evtl. schon vorhandener Knochenbrüche (Frakturen) mittels Röntgen oder anderer Bild gebender Verfahren (MRT) festgestellt. Eine solche Osteoporose-Diagnostik sollte auf jeden Fall bei Männern mit starken Risikofaktoren erfolgen.
Bei allen Männern, bei denen erstmals eine Osteoporose festgestellt wird, muss eine Labordiagnostik zum Nachweis oder Ausschluss anderer Erkrankungen durchgeführt werden. Mit Hilfe von Blut- und Urintests werden z.B. die Regulation des Mineralstoffwechsels, die Leber- und Nierenfunktion getestet, weiterhin das eventuelle Vorliegen von entzündlichen Erkrankungen oder von Knochenmarkserkrankungen überprüft. In einigen Fällen (wenn Beschwerdebild, Vorgeschichte oder Laborergebnisse auffällig sind) kann auch eine Biopsie (Gewebeprobe) notwendig sein, um diese feingeweblich unter dem Mikroskop zu beurteilen.
Behandlungsmöglichkeiten beim Mann
Prinzipiell gelten für Männer ähnliche Therapieprinzipien wie für Frauen. Bei Sexualhormonmangel kommt natürlich das Testosteron zum Einsatz und nicht das Östrogen, denn eine Östradiol-Behandlung beim Mann ist derzeit noch als experimentell anzusehen. Von den eigentlichen Osteoporose-Medikamenten, z.B. den Bisphosphonaten, ist bisher nur der Wirkstoff Alendronat zur Behandlung der Osteoporose von Männern zugelassen. Das liegt daran, dass die meisten größeren Therapiestudien an Frauen durchgeführt wurden.
(Anm. Redaktion: aktuelle medikamentöse Therapie siehe bitte » Seite Medikamente)