Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, dass die ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D für die Vorbeugung von Osteoporose wichtig und als begleitende Maßnahme bei manifester Osteoporose unabdingbar ist.

Menschen in den nördlichen Breitengraden bekommen von Herbst bis zum Frühjahr und in schlechten Sommern wie dem vergangenen selten so viel Sonnenlicht, dass der Körper ausreichend Vitamin D produzieren kann, das unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet oder auch mit der Nahrung aufgenommen wird.

Vitamin D ist das einzige Vitamin, bei dem die biologisch aktive Form ein Hormon ist. Es bezeichnet eine Gruppe von verwandten Verbindungen. Vitamin D3, auch Cholecalciferol genannt, ist die Form, die in der Haut aus Cholesterin synthetisiert wird, wenn sie Sonnenlicht ausgesetzt wird. Bei jungen Menschen reicht eine Sonnenbestrahlung von ca. 15 Minuten auf Gesicht, Arme und Hände an mehreren Tagen der Woche für die Synthese einer ausreichenden Menge Vitamin D. Cholecalciferol ist das einzige im menschlichen Körper "heimische" Vitamin D, das auch in Eigelb, Leber, Sesamöl, in Fisch und Fischleberöl zusammen mit Vitamin A vorkommt. Nach der Aufnahme aus Lebensmitteln oder der Synthese in der Haut wird Vitamin D in eine Speicherform in der Leber umgewandelt. Im Bedarfsfall kann es dann in der Niere in seine aktive Form umgewandelt werden. Voraussetzung dafür ist aber eine gute Funktion von Leber und Niere.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Bildung von Vitamin D – selbst bei intensiver Sonnenbestrahlung – in der Haut ab. Die ausreichende Zufuhr über die Nahrung ist ebenfalls kaum möglich, da nur fetter Seefisch Vitamin D in nennenswerten Mengen enthält. Zur Deckung des Vitamin-D-Bedarfs aus Eiern müsste man z.B. täglich 10 Eier verspeisen.

Auch die adäquate Calciumversorgung ist aus der Nahrung nicht immer gewährleistet. Milch und Milchprodukte sind bei älteren Menschen wegen der im Alter häufigen Laktoseintoleranz oft nicht geeignet, um den täglichen Calciumbedarf zu decken. Besser geeignet und mit höherer Bioverfügbarkeit sind calciumreiche Mineralwässer oder grüne Gemüsesorten (z.B. Kohlarten, Fenchel, Lauch). Die Substitution von Calcium in Form von Tabletten bietet die Sicherheit, garantiert eine bestimmte standardisierte Menge Calcium einzunehmen.

In Studien wurde untersucht, ob eine generelle Versorgung der Bevölkerung oder auch von Risikogruppen mit Calcium und Vitamin D die Knochenbruchhäufigkeit senken kann. Während eine Studie aus Dänemark bei älteren Menschen bestätigte, dass Calcium/Vitamin D die Knochenbruchrate senken konnte, zeigte eine Untersuchung aus England keine solche Wirkung. Vorschnell wurde dann geurteilt, dass Vitamin D und Calcium keinen Effekt hätten. Bei genauerer Betrachtung des Studiendesigns war klar, dass dieses so angelegt war, dass ein Wirkungsnachweis sehr schwer war. In der einen Studie wurden ältere Frauen im Rahmen der hausärztlichen Versorgung nach Kriterien wie schlechter Gesundheitszustand, frühere Fraktur und niedriges Körpergewicht ausgesucht. Vitamin-D-Mangel oder calciumarme Ernährung waren dabei keine Kriterien! Das untersuchte Kollektiv dürfte deshalb keinesfalls repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung sein. Darüber hinaus wurde die Untersuchungsgruppe mit Calcium und Vitamin D versorgt, die Kontrollgruppe wurde aber angewiesen, sich selbst ebenfalls mit Calcium und Vitamin D zu versorgen. Deshalb kann es nicht verwundern, dass in beiden Gruppen keine Unterschiede bei der Frakturhäufigkeit zu sehen war, weil beide Gruppen ihre Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr verbesserten.

In der zweiten Studie wurden Patienten mit früheren Knochenbrüchen untersucht. Auch in dieser Gruppe hatte die Calcium-/Vitamin-D-Zufuhr keine Wirkung auf die Rate von neuen Knochenbrüchen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Kritischer Punkt dieser Untersuchung war, dass bei den Patienten die Knochendichte nicht untersucht worden war. Es ist daher nicht festzustellen, ob die untersuchten Patienten überhaupt an Osteoporose litten. Insgesamt konnte auch diese Studie die positive Wirkung der zusätzlichen Einnahme von Calcium und Vitamin-D nicht widerlegen.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass in Deutschland ältere Menschen häufig mit Calcium und Vitamin D unterversorgt sind. Deshalb gehört die Einnahme von Calcium und Vitamin D, idealerweise als Kombinationspräparat, nach wie vor zu den wissenschaftlich belegten, empfohlenen Maßnahmen.